Mit Einstein in die Innenstadt

Stein gewordene Nachhaltigkeit: Das „Haus der Wissenschaft“ kann ab heute von der Öffentlichkeit besichtigt werden

Bremen taz ■ Wer das „Haus Vorwärts“ bisher als schmale, hinter den Dom geklemmte Fassade wahrgenommen hat, kann seine Perspektive ab heute erweitern. Als „Haus der Wissenschaft“ öffnet es mit einem Tag der offenen Tür seine Pforten. 1,8 Millionen Euro hat der Umbau gekostet, finanziert vom Bildungsressort sowie den Bremer Hochschulen, Universitäten und wissenschaftlichen Instituten, die den Trägerverein bilden.

Hinter dem schmalen Eingang tun sich unerwartete Räume auf. Schließlich besteht der Komplex aus fünf Häuschen – zum Teil aus dem 15. Jahrhundert – die nun geschickt zusammen gefasst sind. Durch Herausnahme etlicher Zwischenwände wurde Platz geschaffen für einen 180 Quadratmeter-Vortragssaal sowie 10 Büro- und Seminarräume, insgesamt stehen 1.000 Quadratmeter zur Verfügung. Genial gelöst ist der Dachbereich: Architekt Peter Schnorrenberger hat die Fachwerk-Trennwände bis auf zwei Meter Höhe abgetragen, so dass trotz der Spitzgiebeligkeit ein gutes Raumgefühl entsteht.

Der inhaltliche Anspruch: „Schnittstelle“ zu sein zwischen Forschung, Bevölkerung und Wirtschaft. Die Wissenschaft sollte endlich in die Innenstadt geholt werden, sagt Gerold Wefer, als Präsident der Bremer Wittheit Motor des Projekts. An mehreren Rechnern kann man sich über die Arbeit der angeschlossenen Institute informieren, jeden Samstag findet eine „Wissenschafts-Matinee“ statt. Auf 400 Quadratmetern sind in sechswöchigem Rhythmus wechselnde Ausstellungen zu sehen. Die Eröffnungs-Schau ist Einstein gewidmet – ein hervorragendes Beispiel für Wissenschafts-Didaktik, auf einem Einstein-Gefährt kann man sogar in visuell simulierter Lichtgeschwindigkeit radeln.

Die jetzige Nutzung hat Vorgeschichte: Im 17. Jahrhundert wurde das Haus als „Klippschule“ genutzt, im 19. Jahrhundert übernahm es der Arbeiterbildungsverein „Vorwärts“. Auch Rosa Luxemburg soll hier doziert haben. Nach der Belegung durch die Polizei stand das Haus ab 2000 leer, unter anderem sollte das „United States Center“ einziehen. Die Bremer Investitionsgesellschaft veranschlagte die erforderlichen Kosten auf vier Millionen Euro, worauf das Bauressort das Vorhaben ablehnte.

Die Baufirma Hübotter realisierte den jetzigen Umbau für 1,8 Millionen Euro. Der entscheidende politische Rückenwind für die Kostenübernahme seitens des Senats entstand durch den von Bremen gewonnenen Titel „Stadt der Wissenschaft“ mit seinem 600 Veranstaltungen umfassenden Jahresprogramm.

Dieser gemeinschaftliche Kraftakt umfasst offenbar auch die Bereitschaft zu dauerhaftem finanziellen Engagement: Der Betrieb des „Hauses der Wissenschaft“ kostet jährlich 160.000 Euro, wovon unter anderem drei volle feste Stellen finanziert werden. Henning Bleyl

Öffnungszeiten: montags bis samstags von 10 bis 19 Uhr