Studiengänge zu speziell

GUTACHTEN Wissenschaftsrat attestiert den Geisteswissenschaften starke Forschung und zu wenig Profil

Nachdem vor einem Jahr die Naturwissenschaften dran waren, nahm der Deutsche Wissenschaftsrat nun die Geistes- und Sozialwissenschaften unter die Lupe, ebenso die Gesamtstrategie der Uni Hamburg. Das Ergebnis deutete Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) positiv. „An der Universität Hamburg wird über Fächergrenzen hinweg gedacht und geforscht. Das ist eine besondere Stärke“, lobte sie. Doch deutlichen Verbesserungsbedarf sieht das Gremium bei der Qualitätssicherung der Lehre.

Einer Reihe von Forschungsbereichen attestierte der Rat „hohe Interdisziplinarität, Forschungsstärke und zum Teil auch internationale Sichtbarkeit“. So arbeiteten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler im Exzellenzcluster der Klimaforscher mit. Als profilbildend für die Fakultät der Geisteswissenschaften könne der Schwerpunkt Manuskriptkulturen angesehen werden. Dieser Zusammenschluss von 60 Wissenschaftlern in 19 Fächern gilt als weltweit einzigartig.

Insgesamt sah Professor Jörn Rüpke, der die Ergebnisse vortrug, ein zu schwach ausgebildetes Gesamtprofil. Das Thema Nachhaltigkeit, das die Uni sich 2011 als Leitbild gab, berge die Gefahr, als „Leerformel wahrgenommen zu werden“. Gerade die Fächer mit vielen Studierenden seien bei Forschungsleistungen „wenig sichtbar“.

Die Fächervielfalt mit 130 Studiengängen sei zwar eine Stärke der Uni, doch es gebe bereits in den Bachelorstudiengängen eine „starke Spezialisierung“. Mit Blick auf das Forschungsprofil sollte man das Angebot an kleinen Fächern überprüfen. Damit sei aber keine Kürzung gemeint, sagte Rüpke.

Auch das Qualitätsmanagement der Lehre sei „defizitär“, so der Bericht. Es sei „wenig planvoll und unsystematisch“. Obwohl die Umstellung auf das Bachelor-/Master-System bereits vor zehn Jahren erfolgte, seien erst sechs Prozent dieser neuen Studiengänge von externen Akkreditierungsagenturen anerkannt, monierte der Rat und fordert die Uni auf, dies nachzuholen.

Uni-Präsident Dieter Lenzen wies dies zurück. Laut einem Urteil des Verfassungsgerichts sei dieses Verfahren als verfassungswidrig eingestuft und müsste nun durch Ländergesetze neu geregelt werden. Inzwischen seien weitere Studiengänge abgenommen. Auch habe die Uni ein eigenes Qualitätssicherungssystem entwickelt. Lenzen sprach von einem „insgesamt erfreulichen Zeugnis“. Die Uni werde sich mit den Empfehlungen der Kommission befassen und prüfen, welche Vorschläge geeignet seien. kaj