OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Die „Magical History Tour“ des Arsenal-Kinos beschäftigt sich in diesem Monat mit dem Thema Körper. Letztere sind in Tod Brownings Melodram „Freaks“ (1932) ganz unumwunden unperfekt: Browning, der selbst einige Zeit mit Vaudeville- und Zirkusshows durch die Lande gezogen war, versammelte im Film zahlreiche Menschen mit physischem Handicap: Kleinwüchsige, Siamesische Zwillinge, „Pinheads“ und einen Mann ohne Arme und Beine. Doch Browning kehrt die herkömmliche Wahrnehmung seiner außergewöhnlichen Hauptdarsteller sensibel um: Die vermeintlichen Freaks sind einfach Leute mit der ganzen Bandbreite menschlicher Gefühlregungen und einem starken Gemeinschaftsgefühl, während die „normalen“ Leute, eine schöne Trapezartistin und der starke Muskelmann der Zirkustruppe, die aus Geldgier den Mord an einem Kleinwüchsigen planen, als gefühllose Monster herausstellen. Sehen wollte das damals niemand, der Film verschwand über Jahrzehnte im Archiv (2. 2., 20 Uhr, Arsenal 2).

Eisbären namens Lars erfreuen sich bei mir aus naheliegenden Gründen einer gewissen Sympathie. In dem Animationsfilm „Der kleine Eisbär“ (2001) freundet sich der Titelheld zum Entsetzen seiner Sippe mit einer Robbe an („Mit dem Essen spielt man nicht“), unternimmt auf einer Eisscholle einen unfreiwilligen Ausflug in die Tropen und rettet die Arktis vor einem monströsen Fischereischiff. Wer sich allerdings an die freundlichen kleinen Eisbären-Clips aus der „Sendung mit der Maus“ erinnert, sei vorgewarnt: Die Entspanntheit der Kurzfilme und der Kinderbücher von Hans de Beer, auf denen sie beruhen, wurde von den Regisseuren Piet De Rycker und Thilo Graf Rothkirch zugunsten einer aufregenderen Spielfilmdramaturgie geopfert, die bei kleinen Kindern auch Tränen kullern lassen könnte (2. 2., 10 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Noch ein Kinderfilm, dessen Titel leicht in die Irre führt: „Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa“ (2011) der französischen Regisseure Rémi Besancon und Jean-Christophe Lie ist keineswegs niedlicher Zeichentrick für die Allerkleinsten, sondern ein künstlerisch erstklassig gestalteter Animationsfilm mit antirassistischer Botschaft für Kinder ab zehn Jahren. Die Geschichte spielt in der Kolonialzeit: Ein arabischer Abenteurer, der die Giraffe Zarafa nach Europa schaffen will, begibt sich notgedrungen in die Multikultigesellschaft eines afrikanischen Jungen und einer griechischen Piratin, während ein gefährlicher Sklavenhändler das Unternehmen immer wieder bedroht (4. 2.–5. 2., 14.30 Uhr, Sputnik Südstern).