heute in Bremen
: „Darknet ist lebenswichtig“

Tutorial Der Chaos Computer Club Bremen zeigt, wie einfach man ins Darknet kommt

Alexander Noack

Foto: dpa

43, Fachinformatiker und Pressesprecher beim Chaos Computer Club Bremen.

Taz: Herr Noack, wie komme ich ins Darknet?

Alexander Noack: Am einfachsten geht das mit der Software Tor-Browser, die jeder Internetnutzer installieren kann. Der Tor-Browser arbeitet mit einer Verschlüsselungssoftware, durch die man unerkannt im Internet surfen kann.

Ist so ein verstecktes Netzwerk denn nicht gefährlich?

Im Darknet ist noch mehr Vorsicht als im klassischen Internet geboten. Man sollte sehr genau darauf achten, auf welche Links man klickt, da man schnell zu illegalen Shops für Drogen, Schusswaffen oder Kinderpornographie kommt. Außerdem muss man aufpassen, dass man sich trotz der verschlüsselten IP-Adresse nicht doch verrät. Wer sich zum Beispiel bei Facebook einloggt oder seinen richtigen Namen in seiner E-Mail-Adresse benutzt, verrät zwar nicht, von wo er aus surft, bleibt aber trotzdem nicht verborgen.

Hat das Darknet seinen schlechten Ruf verdient?

Nein. Es ist normal, dass sich häufig in dunklen Ecken Kriminelle aufhalten. Im „Versteck“ Darknet ist das genauso wie im richtigen Leben. Gerade aber für Menschen, die in repressiven Staaten leben, in denen es keine Meinungsfreiheit gibt, kann das Darknet lebenswichtig sein. Wo Oppositionsarbeit oder regimekritischer Journalismus verboten sind, ermöglicht das Darknet, sich unerkannt von den Behörden trotzdem zu äußern und Informationen zu gewinnen.

In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Warum ist es trotzdem sinnvoll, das Darknet zu nutzen?

Auch in Deutschland werden wir mehr und mehr überwacht. Es gibt zum Beispiel Forderungen, Überwachungskameras auch mit Mikrofonen auszustatten. Wenn so Gespräche mitgeschnitten werden, verliert der Bürger sein Recht zukommunizieren, ohne dass Dritte dies mitbekommen. Das Darknet wird ein alternativer Raum zum Gedankenaustausch.

Gibt es Regeln für die Nutzung des Darknets?

Da die Nutzer des Darknets durch die Verschlüsselung nicht voneinander unterscheidbar sind, wäre die Überwachung von Regeln unmöglich. Wie in Foren im klassischen Internet gibt es aber informelle Regeln. Da die Daten bei Tor durch die Verschlüsselung große Umwege gehen, ist das Darknet sehrlangsam. Deshalb sollte man es vermeiden, große Datenmengen zu verschicken, um es nicht zu überlasten. In der Anfangszeit des Internets galt die Regel „vergeude nicht sinnlos Bandbreite“. Da einige Menschen auf das Darknet angewiesen sind, sollte man fair sein und nichts blockieren. Vanessa Reiber

19.30 Uhr, Gastfeld, Gastfeldstraße 67