Zurückhaltung für Olympia

Eiskunstlauf Bei der EM im tschechischen Ostrava werden sich Aljona Savchenko und Bruno Massot, das Vorzeigepaar der Deutschen Eislauf-Union, aus taktischen Erwägungen beschränken

Natürlich wäre der Europameistertitel schön. Aber Aljona Savchenko und Bruno Massot, die Vizemeister im Paarlaufen des Vorjahres, werden bei der EM im Eiskunstlauf im tschechischen Ostrava nichts riskieren wollen. Favoriten sind darum die russischen Paare.

Am Mittwoch nach Redaktionsschluss liefen die deutschen Vorzeigeeiskunstläufer ihr Kurzprogramm. Donnerstagabend steht die Kür auf dem Programm.

Die 33-jährige gebürtige Ukrainerin Savchenko hatte sich im Herbst bei einem Grand-Prix-Wettbewerb am Knöchel eine Sehne angerissen. Lange konnte sie nur eingeschränkt trainieren. Zu den deutschen Meisterschaften im Dezember lief sie mit Partner Massot außer Konkurrenz. Sie zeigten ihre Choreografie, aber weder Würfe noch Dreifachsprünge. Dabei sind die extrem schwierigen und hohen Würfe das Markenzeichen des Paares. Sie beherrschen als eines von wenigen internationalen Paaren den dreifachen Wurfaxel und haben einen Vierfachwurf trainiert. Zur Knöchelverletzung Savchenkos kam es, als die Landung nach dem riskanten Wurf misslang.

„Die Würfe sind nach wie vor ein Knackpunkt“, sagt Sportdirektor Udo Dönsdorf. „Sprünge und Hebungen hingegen gehen schon wieder.“ Savchenko würde sich zudem mit einem Infekt herumschlagen. „Ich war eigens letztes Wochenende bei den beiden in Oberstdorf und habe im Training zugeschaut, ob der Start Sinn macht oder ob es falscher Ehrgeiz wäre anzutreten“, sagt Dönsdorf. Dann gab er grünes Licht.

Die Vorsicht hat einen guten Grund. Im März sollen die beiden bei den Weltmeisterschaften in Helsinki die deutschen Startplätze zu den Olympischen Spielen erlaufen. Bei Olympia wollen Savchenko/Massot gewinnen. Aljona Savchenko war mit ihrem vorherigen Partner Robin Szolkowy zwar fünf Mal Weltmeisterin. Der Olympiatitel fehlt ihr aber noch.

Falls der Knöchel vor der WM Savchenko einschränken sollte, gibt es niemanden im deutschen Team, der einen oder sogar mehrere Olympiastartplätze erlaufen könnte. Denn das zweite starke deutsche Paar, Mari Vartmann/Ruben Blommaert, hat sich vor zwei Wochen überraschend aus persönlichen Gründen getrennt. Die EM-Achten des Vorjahres „haben die Chance auf einen fast sicheren Olympia-Startplatz für 2018 weggeschmissen“, erklärte ihr Trainer Daniel Wende enttäuscht der dpa. Der Verband hat Mediatoren und einen Sportpsychologen eingesetzt, weil er die Streithähne wieder zusammenbringen wollte. Ohne Erfolg. Beide wollen mit neuen Partnern ihre Karriere fortsetzen. Probetrainings laufen bereits.

Das zweite Paar, das in Os­trava für die Deutsche Eislauf-Union startet, liebäugelt mit einer Platzierung unter den Top Ten. Die Berliner Minerva Hase (17) und Nolan Seegert (23) starten nach 2015 zum zweiten Mal bei Europameisterschaften. „Damals waren wir Elfte“, sagt Nolan Seegert. „Inzwischen sind wir zwar besser geworden, aber die Konkurrenz ist das auch und es haben keine Spitzenpaare ihre Laufbahn beendet.“ Die Schülerin Minerva Hase ist mit 1,65 Metern für eine Paarläuferin recht groß. Das hat Nachteile. Denn der Mann braucht mehr Kraft, sie durch die Luft zu wirbeln. Nolan Seegert: „Mit den Würfen und Hebungen tun wir uns darum schwerer als andere Paare. Aber unser Laufen wirkt dadurch harmonischer.“

Marina Mai