THEATER

Theater

Esther Slevogt

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Liebe ist ein Urthema des Theaters: das Glück, welches sie produziert und erst recht noch das Unglück. Und schon immer steht bei ihrer Verhandlung auch die Frage im Raum, wie man die Glückschance vergrößern und den Schmerz am Ende mindern kann. Im Netzage sind algorithmisch organisierte Plattformen wie Tinder und Parship dazugekommen. Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single via Parship, behauptet die aktuelle Werbung des Dating-Portals. Macht also das Netz die Menschen endlich glücklich? „Love Hurts In Tinder Times“ heißt es desillusionierend nun in der Schaubühne, wo Patrick Wengenroth mit einer Untersuchung an den Start geht, was uns Liebende überhaupt dazu bringt, immer neu in die Abgründe zu springen, aus denen wir uns kurz zuvor gerade noch einmal retten konnten. Daran hat sich, lässt der emotional explodierende Ankündigungstext vermuten, auch im Zeitalter der Dating-Portale nicht viel geändert (Schaubühne: Premiere 28. 1., 20.30 Uhr).

Vielleicht liegt das Unglück ja im dauernden Optimierungswahn, der uns so sehr beschäftigt, dass wir aus dem Labyrinth seiner Fragestellungen gar nicht mehr herausfinden: Stimmt die Work-Life-Balance? Bin ich erfolgreich? Bin ich glücklich? Bin ich am Ende zu doof zum Glücklichsein? Das Perfomancekollektiv Interobang findet die inneren und äußeren Strukturen unserer Leistungsgesellschaft ähnlich gespenstisch wie die, von denen Franz Kafkas berühmter Roman „Der Prozess“ erzählt. So wollen die Performer den Prozess der Selbstverurteilung des Protagonisten in ihrer neuen Produktion einmal von innen nach außen drehen. Zu diesem Zweck haben sie ein installatives Theaterlabyrinth aus Verdächtigungen, obskuren Verfahrensweisen und neuartigen Delikten konstruiert, durch das sich die ZuschauerInnen (immer in der „Rolle“ des Josef K.) ab 26. 1. navigieren können (Sophiensæle: „Der Prozess 2.0.“, 26., 27., 28., 31. 1. & 1.2., jeweils 20 Uhr).

„Scheiße, er ist wieder da!“, tönt es aus dem Theater Ramba Zamba. Gemeint ist ein Diktator, Populist und Dämon unserer Gegenwart. Eine gefährliche, sich selbst überschätzende Fratze. Das Volk, hungrig nach einfachen Wahrheiten, macht im umnebelten Blindflug mit.“ Nein, die Rede ist nicht von Donald Trump und auch nicht von Recep Tayyip Erdoğan oder einem anderen Trumpeltier auf der aktuellen Weltbühne, sondern von „König Ubu“, einer berühmten Theaterfigur, die der Dramatiker Alfred Jarry schon 1896 erfand. Aus gegebenem Anlass gibt’s im Theater Ramba Zamba jetzt eine Neuinszenierung (Theater Ramba Zamba: „König Ubu“, Premiere 28. 1., 19 Uhr).