Stadtgespräch
: Trump, Hahn und Feuer

Die Chinesen feiern den Beginn des Hahnjahres mit einem mulmigen Gefühl: Die Prophezeiungen sind „explosiv“

Felix Lee aus Peking

Donald Trump ist derzeit in aller Munde. Auch in China. Und da heute nach dem chinesischen Mondkalender das Jahr des Hahns beginnt, lassen es sich viele chinesische Karikaturisten nicht nehmen, den neuen US-Präsidenten als Gockel darzustellen. In den sozialen Medien kursieren derzeit Hunderte davon. Mal „pickt“ er auf Mexiko herum, mal auf Immigranten.

Im Streit ums Südchinesische Meer ist Trumps Visage auf ein flatterndes Hühnchen montiert, das Federn lässt. Ein derzeit großer Hit vor Pekinger Einkaufszentren: ein aufblasbarer Gockel, der in seiner vollen Größe mehr als fünf Meter misst und bei leichtem Wind wild mit den Flügeln fuchtelt. Mit dem goldenen Kamm, der an Trumps Tolle erinnert, und den zusammengekniffenen Augenbrauen ist das Tier Trump wie aus dem Gesicht geschnitten.

Wenn fast 1,5 Milliarden Chinesen in aller Welt das Jahr des Hahns einläuten, wird mit viel Raketengezisch kräftig gefeiert. Zum Neujahrsfest kommt die Familie zusammen, es wird dann das Glücksspiel Mah-Jongg gespielt, viel gegessen, es werden rote Umschläge mit Geld verteilt. Es ist das wichtigste Fest der Chinesen und dauert 15 Tage. Hunderte Millionen verreisen über die Feiertage, meist in ihre Heimatdörfer zu ihren Familien, zunehmend auch in alle Welt. Diese Reisewelle gilt inzwischen als die größte Völkerwanderung der Welt.

Bei allem Klamauk ist vielen Chinesen klar: Mit Trump als US-Präsidenten wird 2017 keineswegs nur spaßig. Nach dem traditionellen Kalender ist jedes Jahr einem von insgesamt zwölf Tieren gewidmet. Dessen jeweiliger Charakter wird prägend für das Jahr. Das zu Ende gehende Jahr des Affen etwa galt bereits – wie für einen Affen typisch – als turbulent. Doch 2017 verspricht laut Wahrsagern noch sehr viel unruhiger zu werden. Der Hahn an sich gilt bereits als temperamentvoll, kämpferisch und ist nicht gerade kritikfähig. 2017 kommt aber hinzu, dass es kein reguläres Hahnjahr wird.

Nach der chinesischen Feng­Shui-Lehre besteht die Welt aus fünf Elementen: Metall, Wasser, Holz, Feuer und Erde. Das Hahn-Jahr 2017 ist mit dem Element des Feuers verbunden – eine Verbindung, die es nur alle 60 Jahre gibt. Und Feuerjahre gelten als geladen, ja geradezu explosiv. „Wir gehen von einem Jahr mit politischen Spannungen aus, die Staats- und Regierungschefs zu extremen Handlungen verleiten“, sagt der in Hongkong lehrende Feng-Shui-Meister Raymond Lo. Mit Trump wird die Welt in seinem ersten Amtsjahr „eine Menge Hiebe und sogar Aufruhr“ erleben, befürchtet auch der ebenfalls in Hongkong praktizierende Wahrsager Thierry Chow.

Doch Feng-Shui-Meister würden nur halbe Arbeit leisten, wenn sie nur schreckliche Vorhersagen machen würden. Wie jedes Wesen sowohl seine gute als auch seine schlechten Seiten hat, gilt das auch für das entsprechende Jahr. Politisch mögen Hahnjahre mit der Verbindung zum Feuer spannungsgeladen sein. Sie gelten aber auch als besonders innovativ. 1957 etwa schossen die Russen die Sputniks ins All – und leiteten ein Rennen im Weltall ein. 60 Jahre zuvor, im Jahr 1897, gelang es dem Bayer-Werk in Wuppertal erstmals, Aspirin herzustellen. Auch für die Wirtschaft könnte es im Jahr des Feuerhahns gut laufen. Feuerjahre gelten generell als Zeiten des Aufschwungs.

Auch wer im Jahr des Hahns geboren ist, nimmt dem traditionellen Aberglauben nach dessen Charaktereigenschaften an. So heißt es im Volksmund, „Hähne“ neigten dazu, viele Aufgaben gleichzeitig übernehmen zu wollen, und seien dann oft gestresst. Hähne gelten zudem oft als Einzelgänger, aufbrausend und streitlustig. Und sie picken gern auf anderen herum. Hähne sind allerdings auch stolz, zupackend und übernehmen gern die Führung.

Was Trump betrifft: Im Jahr des Feuerhahns könnte er zwar für viel Unheil sorgen, sein Tierkreiszeichen ist aber nicht der Hahn, sondern der Hund. Und Menschen, die im Jahr des Hundes geboren sind, gelten als treu, lieb und ehrlich. Und bereits 2018 folgt das Jahr des Hundes. Es gibt also Hoffnung.