Portrait
:

Kein Freund, aber ein Kunde der AKP: Roland Heintze Foto: dpa

Der Erklärungsbedürftige

Er hat es nicht leicht in letzter Zeit, Hamburgs CDU-Landesvorsitzender Roland Heintze. Erst war da diese dumme Sache mit den Frauen: Heintze geriet in Erklärungsnot, weil fünf Männer die CDU-Landesliste für die Bundestagswahl anführen. Eine Frau war – entgegen einem Statut der Bundespartei – erst auf Listenplatz fünf zu finden. Da hagelte es Protest von den Unions-Frauen und Häme vom politischen Gegner.

Und jetzt das: Heintze soll eine Propagandafahrt für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und dessen AKP veranstaltet haben, lautet der Vorwurf, der im Spiegel unter Berufung auf den Freitag formuliert wurde.

Nach einem Studium der Politikwissenschaft und Geschichte arbeitete der 43-Jährige mehrere Jahre als freier Wirtschaftsjournalist, für Die Welt, die Financial Times Deutschland, das Hamburger Abendblatt. Seit 2003 ist er selbstständig und Geschäftsführer der Hamburger PR-Agentur Faktenkontor. Ende 2016 organisierte die eine Pressetour für Wirtschaftsjournalisten in die Türkei, im Auftrag der Investment Support and Promotion Agency of Turkey, die als türkische Behörde für Wirtschaftsförderung laut Spiegel direkt dem türkischen Premierminister untersteht. Entsprechend das Programm: Schmähreden gegen den Westen und auch gegen den ehemaligen Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet sollen gehalten worden sein.

Dabei hatte sich Heintze, der die Hamburger CDU zu einer „modernen Großstadtpartei“ und wieder erfolgreich machen will, in Sachen Türkei zuletzt deutlich geäußert. Er hatte vor einer „gezielten Verfolgung“ türkischer Oppositioneller gewarnt und „eine Überprüfung der Aktivitäten von staatsnahen türkischen Organisationen wie Ditib“ gefordert. Denn unter anderem mit dem türkisch-islamischen Verband Ditib hat Hamburg einen Staatsvertrag, worüber man in der CDU nicht glücklich ist und deshalb, wo sich die Gelegenheit bietet, auf die Verstrickung der Ditib mit Erdoğans Machtapparat hinweist.

Mit den Inhalten der Journalistenreise habe er nichts zu tun gehabt, versicherte Heintze nun der taz. Verantwortlich sei der Auftraggeber, die türkische Behörde. Und wäre er dabei gewesen, hätte er sicherlich etwas gesagt. jpb