heute in Bremen
: „Weniger Hierarchie“

Lesung Dietmar Dath lässt in „Venus siegt“ Menschen und Maschinen zusammenleben

Aus und vorbei. Am 5. Oktober 2017 soll die Welt mal wieder untergehen. Das prophezeit zumindest der Verschwörungstheoretiker David Meade in seinem Buch „Planet X – The 2017 Arrival“. Laut dem amerikanischen Autor wird die Erde im Herbst mit einem mysteriösen Planeten zusammenstoßen und zerschellen. Trotz unzähliger Verschwörungstheorien hat sich der blaue Planet bisher wacker gehalten. Dennoch werden immer wieder neue Endzeitvisionen veröffentlicht.

Auch die 41. Literarische Woche Bremen befasst sich mit Weltuntergangsfantasien. „Vom Ende der Welt. Faszination Apokalypse“ lautet das diesjährige Motto. Zu den eingeladenen Autoren gehört Dietmar Dath.

In „Venus siegt“ entwirft er ein ungewöhnliches Experiment. Menschen, Roboter und künstliche Intelligenzen sollen auf der Venus gleichberechtigt zusammenleben. Damit greift der Science-Fiction-Roman eine verbreitete Angst auf – was passiert, wenn künstliche Intelligenzen den Menschen überlegen sind?

Der Autor selbst kann diese Befürchtung nicht verstehen: „Wesen, die uns überlegen sind, gibt es längst. Ameisen können ihren Haufen besser koordinieren als wir unsere Gesellschaften, Pferde und Geparden können schneller rennen, Fische länger tauchen.“

Außerdem bezweifelt er, dass Menschen merken würden, wenn künstliche Intelligenzen klüger als sie wären. „Wie testet man, ob etwas intellektuell überlegen ist? Man versteht es dann ja nicht, und was man nicht versteht, könnte genauso gut Unsinn oder verrückt sein wie überlegen.“ Er fürchte, dass es sich nie beweisen lasse, ob künstliche Intelligenzen dem Menschen intellektuell überlegen seien.

Einen Beweis immerhin gibt es: Im Jahr 2016 etwa gelang es der Software AlphaGo, den Weltmeister im asiatischen Brettspiel Go zu besiegen. Hier war die menschliche der künstlichen Intelligenz eindeutig und messbar unterlegen.

Trotzdem bewertet Dath die fortschreitende Entwicklung der künstlichen Intelligenz nicht als Bedrohung für die Gesellschaft. „Ich glaube nicht, dass die Fertigkeiten und Fähigkeiten, die Maschinen glaubwürdig simulieren können, deshalb bei den Menschen ganz verschwinden. Das Rechnen ist mit dem Taschenrechner ja auch nicht ausgestorben“, sagt der Journalist und Autor.

Während in „Venus siegt“ das Experiment vom gemeinschaftlichen Leben scheitert, hält Dath ein Nebeneinander von Mensch und Maschine dennoch für realistisch. „Ich stelle mir ein Zusammenleben von Menschen und Robotern wie ein Zusammenleben von Menschen und Menschen vor“, sagt Dath. „Mit Arbeitsteilung, erstens, und zweitens mit mehr oder weniger Hierarchie, die oft aus der Arbeitsteilung entsteht. Lieber mit weniger Hierarchie.“ VRE

Lesung und Gespräch: 19 Uhr, Zentralbibliothek, Am Wall 201