Berliner Szenen
: Kinderspaß, unser Spaß

Fritz spielt Quips

Das Spiel hätte man auch selber basteln können

Bei eBay habe ich ein originales Quips-Spiel erstanden, von 1972, aus dem Otto-Maier-Verlag Ravensburg. Als Kind träumte ich von dieser geheimnisvollen Stadt im Westen, aus der fast alle Gesellschaftsspiele kamen. Ich stellte mir vor, dass man dort aus den geöffneten Fenstern abends das leise Klacken von Spielfiguren hörte.

Da ich keinen Ehrgeiz mehr habe zu gewinnen, muss ich mich damit motivieren, dass wir wenigstens meine alten Spiele spielen. Quips ist ab 3 Jahre, man würfelt eine Farbe, darf sich dann ein Steinchen mit dieser Farbe nehmen und füllt damit nach und nach die Löcher in seiner Bildkarte. Es macht Spaß, so einen bunten Zylinder aus echtem Holz anzufassen und in das Loch in der Pappe zu setzen.

Mein Bild zeigt eine Marktfrau, Fritzchen hat den Schneemann genommen. Erst hat er noch gewürfelt, aber weil dabei selten die gewünschte Farbe kam („Geht nicht!“), hat er den Würfel gleich mit der richtigen Seite nach oben hingelegt, dann war ihm auch das zu mühsam, und er hat einfach so den Stein genommen, den er wollte. Am Ende hat er nicht einmal mehr gewartet, bis er dran war. Wir sind ja Eltern, unser Spaß ist, wenn die Kinder Spaß haben.

Wir haben auch „Obstgarten“, ein Spiel, bei dem es keinen Verlierer gibt, weil sich alle gemeinsam bemühen, die Obstfiguren aus Holz in den Korb zu sammeln, bevor die Krähe dazwischenfunkt. Das Spiel war nicht billig, ich sage dann immer: „Das hätte man auch selber basteln können.“ Meine Freundin sagt: „Hast du aber nicht.“ – „Weil ich keinen Hobbykeller habe.“ – „Nein, weil du zu faul bist.“

Vielleicht müsste ich mal versuchen, ein Gesellschaftsspiel zu erfinden. Aber ich fürchte, alle guten Ideen sind schon weg. 1972 konnte man noch aus dem Vollen schöpfen. Ich hoffe, der Erfinder von „Quips“ ist reich geworden. Jochen Schmidt