SPRACHRÄUME

Wo kommen sie denn her? Sie sprechen aber gut deutsch! Auf klassischen Phrasen des Alltagsrassismus baut das Stück „Heimat, bittersüße Heimat“ auf. Afrodeutsche Schauspielerinnen und Schauspieler loten in Geschichten und mit wachem Blick eine Neubeschreibung des Wortes „Heimat“ aus, das nicht nur zwischen Kitsch und Konservatismus schwankt, sondern auch ein Gefühl von Zu-Hause-Sein fassen soll. Ein Wunsch, der aus afrodeutscher Perspektive die engstirnige Grenzziehung der Heimatgefühle vorführt und auch die eine oder andere gut gemeinte Multikulti-Falle zuschnappen lässt. Seit 2009 tourt das Berliner Theaterensemble „Label Noir“ mit diesem Stück, das auch als ein weiterer Aufruf für mehr Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit afrodeutscher Theaterschaffender in der weißen Bühnenlandschaft verstanden werden will. Sa, 1. 12., 20.15 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15b

Ich oder das Kollektiv, repräsentativ oder basisdemokratisch? Der Frage nach gesellschaftlichen Utopien nähert sich das hochgelobte estnische Regie-Team Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semperim Stück „Fuck your Ego“ mit dem einflussreichen sowjetischen Pädagogen Anton Makarenko. In den 1920ern entwickelte Makarenko in seiner Arbeit mit inhaftierten Jugendlichen eine Pädagogik, die neben der Bestrafung auch auf eine Erziehung zu einem besseren Menschen setzte. Einem Menschen, der im Kollektiv aufgehen kann und die Arbeit am und für den Sozialismus über die eigenen Träumereien zu stellen vermag. Dass die Idee eines neuen Menschen indes zu autoritätshörigen Gruppen führt, zeigt auch das historische Beispiel. Das ursprüngliche Arbeitsheim diente später als Kaderschmiede für die Geheimpolizei Tscheka. Mo, 3. 12., 20 Uhr, Thalia in der Gaußstraße, Gaußstraße 190 KENDRA ECKHORST