„Wir sind keine Eliteuni“

PRIVAT-HOCHSCHULEN Sie kosten viel Geld, sind eng verzahnt mit der Wirtschaft und praxisorientiert. Private Unis sind auf dem Vormarsch – in Hamburg eröffnet eine neue

Die Fächer sind meist begrenzt. Typisch sind BWL, Jura oder Tourismus-Management

VON AMADEUS ULRICH

Es ist leicht, in Stereotypen zu denken, wenn man über private Hochschulen spricht. Elitäre Kaderschmieden werden sie oft genannt; besonders bei Studierenden an staatlichen Unis sind die privaten meist verschrien: sie seien zu teuer, dort erkaufe man sich seinen Schein, jeder werde genommen, egal was er kann.

Ein so pauschales Urteil wird den privaten Hochschulen nicht gerecht. Bei genauerer Betrachtung finden sich aber Regelmäßigkeiten: Der Abiturschnitt allein entscheidet nicht über die Aufnahme, oft gibt es zusätzliche Tests und Gespräche. Das Fächerportfolio ist meist eher begrenzt. Typisch sind Fächer wie Betriebswirtschaft, Jura oder Tourismus-Management. Die Kurse sind kleiner als an staatlichen Hochschulen, das Verhältnis von Lehrenden und Studierenden ein persönlicheres.

Ein weiterer Unterschied ist, dass private Hochschulen eng mit der Wirtschaft verzahnt sind und von Unternehmen meist Drittmittel erhalten. Viele Dozenten arbeiten nebenher und vermitteln somit mehr praktisches als theoretisches Wissen. Logische Konsequenz ist, dass weniger geforscht wird. Datenerhebungen, Analyse, empirische Forschung? Mangelware. In Hamburg gibt es bis dato zehn private Hochschulen. Ab nächstem Wintersemester kommt eine neue hinzu: Die Wirtschafts- und Medien-Hochschule BITS startet mit fünf Bachelor-Studiengängen, darunter BWL, Event Management, Wirtschaftspsychologie und Journalismus.

„Wir wollten unbedingt nach Hamburg, weil die Stadt bei Studenten sehr beliebt ist“, sagt Martina Stuppy, Marketingleiterin bei der BITS. Zudem gebe es hier ein wachsendes Segment an Abiturienten, die in kleinere Klassen möchten, statt in einer Vorlesung mit 500 anderen Studierenden zu sitzen. „Und die sind auch bereit, dafür zu zahlen.“

Satte 745 Euro kostet die bereits in Berlin existierende Privathochschule pro Monat. Nun müsse man aber nicht denken, dass nur die Kinder reicher Eltern hier studieren würden, sagt Stuppy. „Zwei Drittel haben entweder einen Kredit aufgenommen oder sind Bafög-berechtigt. Und um die 90 Prozent jobben. Wir sehen uns nicht als Eliteuni.“ Zudem hätten die Kosten auch einen positiven Nebeneffekt, und zwar eine niedrige Abbruchquote. Niemand wolle es sich erlauben, länger zu studieren oder hinzuschmeißen.

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit sind freilich Stipendien. Josef Opfermann studiert seit diesem Semester Sportjournalismus an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation. 31.150 Euro zahlt man dort für sieben Semester. „Das hätten sich meine Eltern nicht leisten können“, sagt Josef. Deswegen bewarb er sich für ein Talentstipendium, schrieb ein Motivationsschreiben, absolvierte einen Leistungstest, reichte bisher veröffentlichte Artikel von ihm ein und überzeugte. Nun kriegt er 75 Prozent der Studienkosten erlassen.

Bis dato gefällt ihm das Studium, auch wenn es anstrengend sei. „Das Studium ist sehr praxisbezogen und durch die kleinen Klassen bekomme ich mehr mit.“ Sein Traum: später mal für den Privatsender Sky zu arbeiten. „Aber man muss sich auch den Arsch aufreißen, man kriegt hier nix geschenkt. Aber das ist ja auch an jeder staatlichen Schule so.“

Laut der Hamburger Behörde für Wissenschaft und Forschung sind die Entwicklungsperspektiven für private Hochschulen in Hamburg gut. „Sie haben sich in den letzten 15 Jahren zu einem wichtigen Bestandteil des Hamburger Hochschulsystems entwickelt“, sagt Pressesprecher Alexander von Vogel. Die Vorstellung der „elitären Kaderschmiede“ entspreche nur teilweise der Realität, auch würde man sich seinen Abschluss nicht erkaufen, da sie unter staatlicher Aufsicht stehen und die Studiengänge akkreditiert sein müssen.

Zwar sei die Gründungsdynamik in Hamburg derzeit leicht zurückgegangen, was an der mäßigen Wirtschaftslage liegen könnte. Jedoch steige in Zukunft der Bedarf an Studienangeboten, die berufsbegleitend studiert werden können, sagt von Vogel. „Da private Hochschulen eher als staatliche in der Lage sind, eine besondere Studienorganisation zu gewährleisten, ist davon auszugehen, dass ihre Zahl weiter ansteigen wird.“