Die Wahrheit: Im Bund mit der Hose

Vorsätze? Keine. Bloß die Bundfaltenhose soll wieder passen – dieser schicke Missing Link zwischen Schlaghose und Karotte.

Meine Vorsätze für das neue Jahr? Ich will endlich wieder in diese schwarze Hose rein passen! Ansonsten habe ich mir keine besonderen Ziele gesteckt. Die 08/15-Vorsätze, Schluss mit Rauchen und weniger trinken können mich nicht mehr begeistern. Habe ich alles schon ausprobiert. Ist mir auf Dauer zu langweilig.

Die Sache mit der Hose aber ist eine echte Herausforderung. Schließlich sind wir zusammen alt geworden, die Hose und ich, sind ein gutes Stück gemeinsam durchs Leben gegangen, haben sogar zusammen getanzt. Und ich hätte mir keinen bequemeren Partner wünschen können.

Irgendwann war dann Schluss, passten wir nicht mehr zusammen. Wir mussten uns trennen. Die Hose hängt seit dem im toten Winkel meines Kleiderschrankes, andere Hosen sind in mein Leben getreten. Als es letztes Jahr mal wieder eine Gelegenheit für schwarze Hosen gab, eine Hochzeit, erinnerte ich mich an den alten Kameraden und hängte ihn zur Begutachtung an die Luft.

Zwischen Schlaghose und Karotte

Als ich das gute Stück kaufte, ist schon eine Weile her, hatte der Hosenfachverkäufer einen guten Tag. Er erklärte wortreich, dass dieses Modell das Nonplusultra der Hosenmode sei. Er sprach von Trendsetting und der Renaissance der Schlaghose, was im Fall des von ihm gepriesenen Modells auf äußerst dezente Weise zum Ausdruck komme. Ohne dabei den Bequemlichkeitsfaktor einer Bundfaltenhose zu vernachlässigen. Das Missing Link zwischen Schlaghose und Karotte!

Beinahe flüsternd gestand er mir, dass er in seiner Freizeit das gleiche Modell trüge. Ein seltener Glücksfall in meinem Leben: Ich war modern, chic und sexy.

Eigentlich fühle ich mich nicht zu dick. Nein. Mein Gewicht ist mir total egal. Wenn ich noch irgendwie in diese Hose rein passte, würde ich keine Sekunde über meine Figur nachdenken. Es geht ja eigentlich nur um diesen Knopf, oben am Bund. Ich möchte es mal so ausdrücken: Wenn es einen Knall gäbe und ich könnte diesen verdammten Knopf wieder schließen, würde ich sogar mit dem Rauchen aufhören. Die Hose wäre mir wichtiger.

Übergestülpte Hüftmuskulator

Als ich es letztes Jahr noch einmal versuchte, ich dabei meinen Hüftbereich durch ausgeklügelte Atemtechnik einzog bis zum Atemstillstand, als mir schon fast schwarz vor Augen wurde, ist es mir tatsächlich gelungen, diesen ominösen Knopf zu schließen. Als ich mich vor den Spiegel stellte, staunte ich nicht schlecht: Die Hose passte immer noch tadellos. Allerdings war der Knopf mitsamt dem Bund verschwunden. Meine Hüftmuskulatur hatte sich, im entspannten Zustand, einfach darüber gestülpt.

Dummerweise fiel mir erst jetzt auf, dass ich eigentlich halb nackt da stand, zwar mit Hose, aber ohne Hemd. Kein Hemd der Welt hätte zwischen mich und den Hosenbund gepasst. Das Projekt Hose musste ich an diesem Tag für gescheitert erklären.

Den Bundknopf wieder zu öffnen wurde zu einem einsamen Ringen mit einem unsichtbaren Feind. Immerhin schaffte ich es, ohne die Feuerwehr zu rufen. Muss mir meine Hüfte mal genauer anschauen, vielleicht geht da noch was. Das bin ich meiner Hose schuldig.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.