Kein Aufbäumen der Wahlleute

USA 304 Stimmen im Electoral College: Donald Trump ist nun auch offiziell zum Präsidenten gewählt

BERLIN taz | Jetzt steht nichts mehr der Amtseinführung von Donald Trump als 45. US-Präsidenten am 20. Januar entgegen. Am Sontag wählte das Electoral College, das Wahlgremium mit seinen 538 Delegierten, den republikanischen Kandidaten zum Präsidenten. Vorausgegangen waren wochenlange Versuche von Trump-Gegnern, seine Wahlleute davon zu überzeugen, dass sie ihrem Gewissen folgen und nicht für ihn stimmen sollten. Das aber taten nur zwei der 306 gewählten Trump-Wahlleute – einer stimmte für den libertären Ron Paul, einer für Ohios Gouverneur John Kasich. So kam Trump mit 304 Stimmen ohne jede Mühe über die erforderliche Zahl von mindestens 270 Wahlleuten.

Tatsächlich gab es auf der Gegenseite mehr Abtrünnige: Immerhin fünf von Hillary Clintons 232 Wahlleuten stimmten nicht für sie, vier davon aus dem Bundesstaat Washington. Drei von ihnen schrieben den ehemaligen republikanischen Außenminister Colin Powell auf den Stimmzettel, einer den Ureinwohner-Anführer Fair Spotted Eagle. Ein Wahlmann aus Hawaii stimmte für Bernie Sanders.

Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass die Wahl im Electoral College überhaupt Beachtung fand. Denn es handelt sich normalerweise um eine reine Formsache, wenn sich die Wahlleute der Bundesstaaten in ihren jeweiligen Hauptstädten treffen, ihre Stimme abgeben und das daraus resultierende Ergebnis dann erst am 6. Januar im Kongress offiziell bekanntgegeben wird.

Doch diesmal lagen die Hoffnungen vieler, deren Angst einen Monat vor Trumps Amtseinführung immer weiter wächst, auf den Wahlleuten als letztem Hoffnungsschimmer. Jetzt bleibt auch ihnen nichts anderes mehr, als Trump aus der Opposition heraus politisch anzugehen. Bernd Pickert