Dem Vergessen entrissen

Mit einem Buch erinnern zwei ehemalige Stahlwerker an den fast vergessenen Gröpelinger U-Boot-Bunker Hornisse

Bremen taz ■ Nur wenige BremerInnen kennen die brutale Geschichte des Kommandos Hornisse – und seinen Auftrag, einen U-Boot-Bunker in der Gröpelinger Kap-Horn-Straße zu bauen. Dass hier unter SS-Bewachung Hunderte von ZwangsarbeiterInnen um ihr Leben gebracht wurden, schien man in Bremen schnell vergessen zu wollen. 1968, als die Speditionsfirma Lexzau, Scharbau und Co. ihr Verwaltungsgebäude direkt auf den Bunkerfundamenten an der Weser errichtete, unterblieb jedenfalls jeder öffentliche Hinweis auf die schreckliche Geschichte des Ortes. Auch dagegen richtet sich das Buch „Bunker Hornisse“, das die früheren Betriebsräte der Stahlwerke, Eike Hemmer und Robert Milbradt jetzt herausgebracht haben. Sie griffen dabei unter anderem auf die Recherchen der „Kollegengruppe Stahlwerke“ zurück; auf dem Gelände der Stahlwerke nämlich lag das Lager Riespott, wo die Gefangenen zuletzt interniert waren.

Die Autoren haben auch Gespräche mit Überlebenden des „Kommando Hornisse“ geführt. „Die Füße vieler anderer werden schwarz durch Erfrieren. Jeder ohne Ausnahme sieht nur sich, hofft nur für sich“, berichtet beispielsweise der Franzose Joseph Darsel. „Es ist das höllische Machwerk der Nazis, das uns zu dieser niedrigen Moral gebracht. Dieses Ergebnis ihrer Verbrechen zu leugnen, hieße Gefahr laufen, sie von Schuld frei zu sprechen.“

Die bremischen Autoren erheben Anklage auf eine andere Art. Ihnen gelang es, auch die Namen verantwortlicher Täter zu recherchieren. Das Bremer Landeskriminalamt dagegen stellte 1967 im Zuge von Nachforschungen über sämtliche Gefängnisse und Lager der NS-Zeit – darunter auch das erste Lager für die Hornisse-Bauer in der Neuenlanderstraße – fest, es habe sich für dieses Lager „trotz umfangreicher Nachforschungen nichts weiter ermitteln lassen“. Hemmer und Milbradt sprachen noch 2001 mit einer früheren Mitarbeiterin der am Bunkerbau beteiligten Bremerhavener Firma Hermann Möller und trafen Augenzeugen, die die KZ-Gefangenen auf ihrem Weg durch Gröpelingen gesehen hatten. EDE

Die Autoren stellen ihr Buch „Bunker Hornisse“ (Donat Verlag, 143 Seiten, 12,80 Euro) am Donnerstag (19 Uhr) in der Buchhandlung Leuwer (Am Wall 171) vor. Am Sonntag (11 Uhr) wird im Bunker Valentin an das „Leben und Sterben in den U-Boot-Bunkern Farge und Gröpelingen 1944/45“ erinnert.