Portrait
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Der Mann für den Patientenschutz: Peter Wüst Foto: dpa

Der Pragmatiker

Peter Wüst findet’s nicht weiter schlimm, dass die 182 niedersächsischen Krankenhäuser sparen müssen – zumindest habe er Verständnis „für eine gewisse Ökonomisierung“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Schließlich sei er „von Haus aus“ Schwabe. Und seit Juli ist er überdies Niedersachsens erster Patientenschutzbeauftragter.

Damals hieß es, seine Stelle sei auch eine Reaktion der niedersächsischen Landesregierung auf die Mordserie des Krankenpflegers Nils H. in Delmenhorst gewesen. Der 60-jährige Wüst glaubt allerdings nicht, dass sich solche Taten verhindern ließen: „Solange es Menschen gibt, gibt es Verbrechen“, sagt er. Die Landesregierung habe aber nach Aufdeckung der Morde „sehr sinnvolle Vorschläge gemacht, damit solche Taten schneller entdeckt werden. Dazu zählen Stationsapotheken, die erweiterte Leichenschau sowie die Einführung von Patientenfürsprechern in allen Kliniken.“

Diese Fürsprecher koordiniert Wüst jetzt. Daneben nimmt er persönlich PatientInnen-Kritik entgegen. Eine häufige Beschwerde, sagt er, bezöge sich auf die Wartezeiten in den Notaufnahmen von Kliniken. Er sei „ziemlich überrascht darüber, dass die größte Zahl der Anfragen aus dem Krankenhausbereich kam.“

Dabei müsste der promovierte Mediziner eigentlich wissen, wo es hakt. Schließlich hat er fünf Jahre als Referatsleiter im Gesundheitsministerium gearbeitet. Im Bereich der Psychiatrie sind ihm „Überlastung, Zeitdruck und Personalnot“ auch durchaus bekannt. Als „Meilenstein“ bezeichnet er deswegen das Engagement der niedersächsischen Gesundheitsministerin, die „viel dazu beigetragen“ habe, „dass voraussichtlich im Jahr 2020 die Psychiatrie das erste Fachgebiet sein wird, bei dem es einen Mindestpersonalstandard geben wird“.

Angesichts dessen stellt sich die Frage: Wozu dann noch ein Patientenschutz-Beauftragter? Wüst scheint es selbst nicht recht zu wissen, denn er findet, „dass wir in Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme haben und die Klagen auf einem hohen Niveau zu sehen sind“. Das Gesundheitssystem sei halt „ein Spiegel der Gesellschaft, insofern gibt es auch Ungerechtigkeiten“. schn