MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Wer jetzt tatsächlich seinen Kalender verlegt haben sollte, kann sich gut auch mit Blick in die Konzertprogramme über den ak­tuel­len Stand im Jahreslauf orien­tieren. Dass sich nämlich das Jahr wieder mal aufs Neue die letzten Zähne ausbeißt und gerade kurz vor der weihnachtlichen Stille-Nacht-Klippe steht, das zeigen neben den üblichen musikalischen Saisonwaren auch die Berliner Auftritte der Alle-Jahre-Wiedergänger wie Peter & The Test Tube Babies (Punk) oder die Bolschoi Don Kosaken (slawisches Liedgut). Beides verlässliche Weihnachtsboten. Erstere kommen mit ihrer jahresendzeitlichen Routine am Freitag ins Lido, zweitere gastieren am Samstagnachmittag in der Marienkirche in der Karl-Liebknecht-Straße und am Sonntagmorgen im Konzerthaus. Womit die Vorweihnachtsstimmung erst einmal abgehakt ist.

Weil da doch noch anderes zu hören ist. Was da etwa die in Ungarn lebende armenische Sängerin Gaya Arutyunyan mit der Cellistin Julia Biłat und dem Pia­nis­ten Daniel Schwarzwald aus Berlin in einwöchiger Klausur erarbeitet hat, wird am Freitag im Collegium Hungaricum in einem Konzert vorgestellt. Könnte interessant werden. Schließlich ist Arutyunyan sonst mit Wattican Punk Ballet, einer zwischen Dada, Punk und Kabarett staksenden Freakshow, und Deti Picasso, mit tribalistischen Motiven angefütterte Psychede­lic­rocker, unterwegs. Bands, bei denen man ruhig auch mal reinhorchen sollte (Dorotheenstr. 12, 20 Uhr, Eintritt frei).

Und von Catherine Jau­niaux, „one of the best kept secrets in the world of improvised music“, sollten alle schon mal etwas gehört haben, die in den Achtzigern im Feld von Rock in Opposition unterwegs waren, dem losen Zusammenschluss von so wagemutigen Bands wie Henry Cow aus Großbritannien, Samla Mammas Manna aus Schweden oder Stormy Six aus Italien (stelle auf Wunsch gern ein Best-of dieser musikalischen Unabdingbarkeiten zusammen, natürlich auf Kassette, wie man das in den Achtzigern machte). Jauniaux sang in diesem Umfeld zum Beispiel bei Aksak Maboul aus Belgien, am Samstag ist sie zusammen mit dem Klarinettisten Xavier Charles und dem Gitarristen Jean-Sébastien Mariage im Exploratorium, eher mit weniger Rock und mehr als Stimmartistin, zu hören (Mehringdamm 55, 20 Uhr, 12/10 €).

Eine sehnsüchtige und melancholisch gestimmte Musik, von der Oud angeführt, machen Musiqana um den Sänger Abdallah Rahhal. Die aus Syrien geflüchteten Musiker fanden sich in Berlin und haben gerade eine CD produziert, am Sonntag wird sie im ehemaligen Stummfilmkino Delphi vorgestellt (Gustav-Adolf-Str. 2, 19 Uhr, 15 €).

Und ja, „Stille Nacht“ ist schon ein tolles Lied.