Seine Nachfolge ist noch offen

Ströbele Langjährige Anwärter sind nicht mehr verfügbar

Die Sedisvakanz ist da, doch die papabile, die teils seit Jahren als Nachfolger Gehandelten, sind den Grünen ausgerechnet in den vergangenen beiden Wochen abhandengekommen: Nach Hans-Christian Ströbeles Ankündigung, nicht erneut für den Bundestag zu kandidieren, ist offen, wer an seiner Stelle 2017 im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg antritt.

Dirk Behrendt, der als langjähriger Kreuzberger Landesparlamentarier mit besten Wahlergebnissen erster Aspirant hätte sein können, ist seit vergangenen Donnerstag Justizsenator. Daniel Wesener, vor seiner Zeit als Grünen-Landeschef enger Mitarbeiter Ströbeles, wurde Dienstag neuer parlamentarischer Geschäftsführer der Abgeordnetenhausfraktion. Und der auch auf Bundesebene erfahrene vormalige Kreuzberger Kreisvorständler Werner Graf steht ebenso wenig zur Verfügung: Er löste kürzlich Wesener als Parteichef ab.

„Es gibt sicher keinen schöneren Job als die Nachfolge von Christian Ströbele“, sagte Wesener der taz. Doch für sich selbst schließe er eine Kandidatur aus: Er wolle in den nächsten fünf Jahren im Landesparlament das Wahlprogramm umsetzen, das er als Parteichef mitgestaltete.

Wesener sagte, es sei „keine grüne Kernklientel“ gewesen, die Ströbele zu seinen großen Wahlerfolgen brachte. Sein bestes Ergebnis erzielte er 2009 mit 46,7 Prozent, bei der jüngsten Bundestagswahl 2013 waren es 39,9 Prozent. Schon vor drei Jahren stand ihm auf SPD-Seite die türkeistämmige Cansel Kisiltepe gegenüber. Naheliegend und auch einer jüngsten Parteitagsdiskussion für mehr Migranten in herausragenden Positionen entsprechend wäre es daher, wenn auch die Grünen eine Frau mit Migrationshintergrund nominieren.

Unweigerlich gerät so Canam Bayram in den Fokus, in der Abgeordnetenhausfraktion für Flüchtlingspolitik zuständig und wie Ströbele Anwältin. Sie sagte der taz auf die Frage, ob sie Interesse an einer Kandidatur habe: „Die Frage stellt sich jetzt noch nicht.“ Stefan Alberti