Europäische Union einigt sich auf hohe Energiestandards

WÄRMEDÄMMUNG Neubauten in der EU müssen von Ende 2020 an strenge Energiesparauflagen erfüllen

BRÜSSEL taz | Neubauten müssen ab 2021 so konstruiert sein, dass sie fast ausschließlich mit erneuerbarer Energie auskommen. Für Elektrogeräte gilt ab 2011 eine strengere Kennzeichnungspflicht. Daraus muss der jährliche Stromverbrauch klar erkennbar sein. Auf beide Richtlinien einigten sich Rat, Europaparlament und EU-Kommission am Dienstagabend. Sie müssen nun noch von den Regierungen und vom Plenum des Europaparlaments abgesegnet werden.

Energiekommissar Andris Piebalgs glaubt, dass von der Einigung ein starkes Signal für die Klimaverhandlungen in Kopenhagen ausgeht. Wenn sich die 27 EU-Staaten auf gemeinsame Standards für Gebäude einigen könnten, sei auch beim Klimagipfel eine Lösung möglich. Herbert Reul, Vorsitzender des Industrieausschusses im Europaparlament, dämpft diese Euphorie. Ein Standard „nahe null“ für Neubauten sei in Schweden nicht das Gleiche wie in Griechenland oder Spanien. „Wir wollen in die Richtung null, wohl wissend, dass man das nicht präzise definieren kann.“

Vorgeschrieben wird aber, dass ab 2021 alle Neubauten die beste auf dem Markt verfügbare Isolierung und alle Möglichkeiten zum Einsatz erneuerbarer Energie und zur Rückgewinnung von Energie nutzen müssen. Auch Renovierungsarbeiten an alten Gebäuden unterliegen dieser Vorschrift, wenn sie 25 Prozent des Werts oder des Volumens der Immobilie übersteigen. Wer eine Wohnung neu vermietet, muss den Energieverbrauch in einem Gebäudepass nachweisen.

Für bestehende Mietverträge muss der Pass nachgereicht werden, wenn mindestens 500 Quadratmeter Wohnfläche von einer öffentlichen Einrichtung mit viel Publikumsverkehr belegt sind. Öffentliche Bauherren müssen den Nahe-null-Standard zwei Jahre vor dem privaten Sektor umsetzen. Die EU-Kommission will prüfen, ob Mittel aus der Regionalförderung für die Verbesserung der Energiebilanz alter Gebäude eingesetzt werden können. Experten rechnen mit einer Energieeinsparung von 6 Prozent.

Weitere Einsparungen sollen die neuen Ökolabels bringen. Sie galten bisher nur für Elektrogeräte, sollen aber in Zukunft auch auf Autoreifen oder Fensterglas angebracht sein. Der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange begrüßte die neuen Vorschriften: „Auf angeblich billige Produkte, die sich aber letztlich als kostspielige Energiefresser entpuppen, fällt man dank der neuen Regelung nun nicht mehr so schnell herein“, sagte der SPD-Abgeordnete. DANIELA WEINGÄRTNER