Vier Männer im Schnee

KOKS Im Prozess um die Einfuhr von 430 Kilo Kokain war sich am Montag einer der vier Angeklagten seines Geständnisses nicht mehr sicher

Ein Anstieg beim Erstkonsum klassischer Drogen wurde 2015 nach Jahren des Rückgangs festgestellt.

Bei Kokain wurden 3.149 Erstkonsumenten registriert – ein Plus von 6,5 Prozent.

Eine Rekordmenge bedeuteten 3.559 Kilo von Zoll und Polizei 2015 sichergestelltes Kokain.

Das meiste Kokain stammt aus Südamerika: Größere Mengen werden in entnehmbaren Behältern in Schiffscontainern eingeschmuggelt (Rip-Off-Verfahren).

Todesfälle infolge von Kokainkonsum gibt es in Deutschland weniger als 100 pro Jahr, auf Alkohol werden im Schnitt 15.000 Tote jährlich zurückgeführt.

Erneut zu Verzögerungen gekommen ist es am Montag im Verfahren gegen vier mutmaßliche Koks-Importeure. Statt der erwarteten Schlussvorträge von Anklage und Verteidigern kam es zunächst zum Widerruf eines Geständnisses und aller daran anknüpfenden Aussagen im Laufe des Prozesses vor dem Landgericht. Später revidierte der Angeklagte diesen Widerruf aber wieder, ohne sich auf eine Position festzulegen.

Ihm und seinen drei Mitangeklagten wirft die Staatsanwaltschaft vor, die Einfuhr von 430 Kilo Kokain aus Brasilien, Ecuador und Peru nach Bremerhaven mitorganisiert zu haben. Mit dem Rauschgift hätten die vier Männer im Alter von 25, 30, 34 und 41 Jahren nach Experten-Einschätzung auf dem Schwarzmarkt rund 10 Millionen Euro erzielen können.

Für Montag hatten sich alle Prozessteilnehmer ursprünglich darauf verständigt, die Plädoyers zu halten. Doch stattdessen ließ der jüngste des Quartetts seinen Anwalt eine Erklärung verlesen, laut der er sich nicht mehr am einvernehmlichen Vorgehen beteiligen wolle. In einer Absprache hatten sich die Verteidiger, die Anklagebehörde und das Gericht auf einen Strafrahmen verständigt.

Der vorsitzende Richter bat den Anwalt und den 25-Jährigen, die Entscheidung zu überdenken. Nach einer Pause erklärte der Verteidiger, sein Mandant wolle nun doch bei dem einvernehmlichen Verfahren bleiben. Das Schwanken des 25-Jährigen erklärte er mit einer emotional schwierigen Situation. Die Plädoyers sollen nun am 19. Dezember gehalten werden. Der Prozess läuft seit Anfang September – allerdings bereits in der zweiten Auflage: Im August hatte die mündliche Hauptverhandlung erstmals begonnen.

Die erste Verhandlung gegen die vier Männer, von denen drei in Untersuchungshaft sitzen, hatte im August begonnen, was aber nach drei Terminen wegen Einwänden gegen die Schöffen abgebrochen worden. Deren Austausch machte einen kompletten Neustart des Prozesses notwendig. (dpa/taz)