Zukunft und Geschichte

Auf der Veddel wird ein neues Stadtteilarchiv gegründet. Geplant ist auch ein Online-Archiv in Kooperation mit der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg

„Wenn man eine Zukunft für die Veddel haben will“, sagt Markus Schreiber, Leiter des Bezirksamtes Mitte, „muss man sich der Geschichte bewusst sein.“ Insofern sei das Projekt Stadtteilarchiv Veddel, das der gemeinnützige Verein Veddel aktiv e. V. jetzt vorstellte, „vernünftig und gut“, lobt Schreiber.

Das Archiv ging aus dem Erzählcafé hervor, einem Projekt, mit dem sich der Verein an Senioren ab 50 Jahren richtet. Dort erforschen die alteingesessenen Veddeler seit etwa acht Jahren die Geschichte des Stadtteils, indem sie über ihre Erinnerungen sprechen und alte Fotos und Dokumente zusammentragen. Diese historische Forschung soll nun professioneller und umfangreicher gestaltet werden.

Veddel aktiv ist seit November 2002 Quartiersentwickler im Stadtteil im Auftrag des Bezirksamtes. Die Kooperation mit den Behörden sei gut, bestätigt Vorstandsmitglied Eva Düchting-Strate. Nun wurden dem Verein einmalig 14.750 Euro aus dem Stadtentwicklungsprogramm für Sachmittel und bislang auf zwei Jahre befristet 10.000 Euro jährlich zum Aufbau des Stadtteilarchivs bewilligt. Eigens dafür wurde nun ein Historiker engagiert: Joachim Räth sichtet und archiviert donnerstags von 8 bis 13 Uhr im Stadtteilladen die Bestände.

Noch ist alles in den Anfängen. Die bisherigen Bestände belaufen sich auf rund 2.000 Fotos, dazu kommen alte Pläne, Bücher und Postkarten. Es gebe allerdings starken Zuwachs, und ab Mai 2006 sollen die Bestände vor Ort vollständig archiviert und einsehbar sein. Dann soll auch ein Online-Archiv der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Probeweise können Mitarbeiter der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg, mit der eine enge Kooperation geplant ist, das Online-Archiv ab Mitte Oktober nutzen.

Auch Oral-History-Projekte sind geplant. Vor allem sei es wichtig, Migranten zu erreichen, so Räth, da auf der Veddel ein hoher Anteil an ausländischen Zuwanderern lebt, die sich auch angesprochen fühlen sollen, mit ihren Erzählungen einen Beitrag zur Geschichtsschreibung der Veddel zu liefern. Um dies zu gewährleisten, sollen Mitarbeiter ausländischer Herkunft Oral History-Interviews in der Muttersprache der Befragten führen.

Das Projekt soll einen Beitrag zur Forschung leisten, insbesondere zur Migrationsforschung, die immer mehr an Bedeutung gewinne. Ferner soll die Archivarbeit das historische Wissen der Veddeler für kommende Generationen erhalten und ihnen helfen, eine „Lokalidentität“ zu entwickeln, so Räth. Milena-M. May

Stadtteilarchiv, Immanuelstieg 5, ☎ 73 09 16 28, archiv@veddel-aktiv.de.