Verfahren fortgesetzt

Nauen-Prozess Befangen-
heitsantrag abgelehnt. NPD-Mann Schneider wird erneut belastet

Der Prozess um den Brandanschlag auf die Turnhalle im brandenburgischen Nauen geht weiter. Wie am Mittwochabend bekannt wurde, lehnte das Gericht die Befangenheitsanträge gegen einen Schöffen und die Strafkammer ab. Zur Begründung machte die Sprecherin des Potsdamer Landgerichts, Sabine Dießelhorst, bislang keine Angaben.

Ein Schöffe hatte am ersten Prozesstag Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Hauptangeklagten Maik Schneider geäußert. Daraufhin stellten zwei Verteidiger einen Befangenheitsantrag. Nach der Ablehnung wurde der Prozess am Donnerstag fortgesetzt.

Widerruf widerrufen

Vergangene Woche hatte einer der Mitangeklagten, Christian B., überraschend sein Geständnis zurückgenommen und damit den NPD-Politiker Schneider und einen weiteren Beschuldigten entlastet. Nun revidierte er erneut seine Aussage. Hintergrund sei gewesen, dass er nach seinem ersten Geständnis unter Druck gesetzt worden sei, ließ Christian B. von seinem Anwalt verlesen. An seinem Auto habe er einen Zettel mit dem Wort „Verräter“ gefunden. Daraufhin habe er aus Verunsicherung versucht, seine Mitangeklagten zu entlasten.

Nun kehrte er zu seiner ursprünglichen Aussage zurück. Demnach soll es nach dem Brandanschlag ein Treffen in seinem Keller gegeben haben, bei dem Verhaltensregeln gegeben und Alibis zurechtgelegt wurden. Schneider soll gesagt haben: „Das ist doch gut gelaufen.“ Im Vorfeld soll es Christian B. zufolge zudem konkrete Pläne für die Brandstiftung an der Nauener Turnhalle gegeben haben. Schneider habe ihm Anweisungen erteilt, mit seinem Auto Ausschau nach der Polizei zu halten. Die Halle komplett zu zerstören, soll dabei Christian B. zufolge nie das Ziel gewesen sein.

Um den genauen Tathergang zu rekonstruieren, wurden am Donnerstag auch weitere Zeugen befragt. So äußerte sich ein 18-Jähriger aus dem Umfeld der Angeklagten, dass er Schneider und zwei weiteren Angeklagten zutraue, den Brandanschlag verübt zu haben. Traurig sei wegen des Brands in Nauen kaum jemand gewesen, sagte der Zeuge.

Elisabeth Kimmerle