Stefan Alberti sieht noch ein bisschen schwarz bei rot-rot-grün
: Sie suchen Gottes Hilfe

Müller am Donnerstag nach der Wahl Foto: dpa

Um zwanzig vor elf an diesem Donnerstagvormittag ist es so weit: Michael Müller ist – mutmaßlich wegen der geheimen Abstimmung – erstmals von einer rot-rot-grünen Koalition zum Regierungschef gewählt worden; der vormals rot-schwarze Senat existiert nicht mehr. Die CDU hat die Regierungsbank verlassen.

Doch nicht ganz. Christdemokratisch schwarze Spurenelemente finden sich dort auch unter Rot-Rot-Grün. Und die bündeln sich in der neuen Wirtschaftssenatorin, langjährigen Grünen-Fraktionschefin und -Spitzenkandidatin, Ramona Pop.

Über sie hieß es schon vor ihrer Ernennung als Senatorin, dass einer ihrer beiden Staatssekretäre Henner Bunde sein soll. Bunde war schon bisher auf diesem Posten – unter einer CDU-Senatorin und mit einem CDU-Parteibuch.

Das kann man noch damit erklären, Pop wolle sich im neuen Amt auf einen Verwaltungskenner und über Parteigrenzen hinweg renommierten Fachmann stützen. Bei ihrer Vereidigung am Donnerstag aber – jenem Moment, in dem der Parlamentspräsident den Senatoren den Amtseid abnimmt – lässt Pop erneut aufhorchen, wortwörtlich: „So wahr mir Gott helfe“, bekräftigt sie ihren Eid, als einzige der zehn Senatorinnen und Senatoren von SPD, Linkspartei und Grünen.

Allein Regierungschef Michael Müller (SPD) hat bei seiner Vereidigung auf göttlichen Beistand gebaut. Vor fünf Jahren kam in der damals neunköpfigen Landesregierung die religiöse Bekräftigung mehrheitlich zum Einsatz, weil neben Müller alle vier CDU-Senatsmitglieder so ihren Eid leisteten.

Ein CDU-Staatssekretär, religiöse Beteuerung im CDU-Stil – da kann man zuletzt mit Einverständnis des Betroffenen noch hinzufügen, dass Pop auch seit Jahren mit einem CDU-Mann liiert ist. Henkel, Czaja & Co. mögen also raus sein aus dem Senat – aber ein bisschen Christdemokratie ist noch da.

Schwerpunkt