Von Radlern und Alten

Zahl der Verkehrsunfälle im Land Bremen leicht gestiegen. Innenressort: Radfahrer werden immer rüder. ADFC hält dagegen

Bremen taz ■ Senioren und Radfahrer sind ein Grund für den Anstieg der Verkehrsunfälle im ersten Halbjahr 2005. Gestern wurden im Innenressort die aktuellen Zahlen bekannt gegeben. Demnach hat es im Land Bremen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 8.830 Mal geknallt, gekracht oder gescheppert – 166 Mal mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Erklärung für die steigende Unfallbeteiligung: Immer mehr Senioren nehmen am Straßenverkehr teil– genau wie Radfahrer. Ein weiterer Grund für die höhere Zahl aber ist laut Polizei auch eine größere Anzeigenbereitschaft im allgemeinen.

Die Senioren sind laut Statistik hauptsächlich in Unfälle mit Blechschäden verwickelt. Was Radlern widerfährt, ist noch nicht genau untersucht worden – ihre Untaten könnten vom Falschfahren auf Radwegen über Missachtung der Vorfahrt bis hin zum Überfahren von roten Ampeln reichen. In Bremerhaven weiß man immerhin schon, dass sie sich auch gegenseitig in den Drahtesel fahren.

Nach Meinung des Innenressorts sind die Fahrradfahrer oft selbst Schuld an den Unfällen, weil sie rüder werden. „Sie halten sich einfach nicht an die Regeln“, so Andreas Weber von der Polizei Bremen.

Klaus-Peter Land vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Bremen (ADFC) zeigte sich überrascht von dieser Einschätzung: „Die Schuld an den Unfällen darf nicht auf die Radfahrer abgewälzt werden.“ Eine Überprüfung müsse klären, ob tatsächlich Regelverstöße der Radler Ursache wären. Die Unfallzahlen bei den Radfahrern sieht Land gelassen: „Die Bremer erledigen 22 Prozent ihrer Wege mit ihrem Fahrrad.“ Vor diesem Hintergrund sei eine höhere Unfallbeteiligung normal.

Das Innenressort will die Entwicklungen unterdessen weiter beobachten. „Mit unserer konsequenten Verkehrsüberwachung sind wir schon auf dem richtigen Weg“, sagte Senator Thomas Röwekamp (CDU). Die häufigsten Unfallursachen, zu schnelles Fahren und Rücksichtslosigkeit, würden bereits durch Geschwindigkeits- und Verkehrskontrollen bekämpft.

Senator Röwekamp hält außerdem den Umbau von Knotenpunkten – etwa am Utbremer Kreisel oder Tiefer – für wirksam: „Das Geld ist natürlich ein Problem, aber wir bleiben dran.“ In Bremerhaven hätten durch die Veränderung an bestimmten Kreuzungen schon Erfolge erzielt werden können. MS