Kontrast zur Weihnachtsstimmung

Filmreihe Im B-Movie auf St. Pauli laufen bis Weihnachten Spielfilme und Dokumentationen über das Leben in Sekten

Am Sonntag wird im B-Movie wieder der vorweihnachtliche Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gezeigt – allerdings auch im Arab Filmclub und mit einer Einführung auf arabisch. In der Adventszeit setzen die Programmmacher des alternativen Kiezkinos Kontrastpunkte zu der in den nächsten Wochen anschwellenden Weihnachtstimmung.

Das B-Movie will etwa mit der Filmreihe „In Sekten“ das „Thema des Glaubens an institutionelle Vereinigungen mit absonderlichen religiösen Ideen und Vorstellungen näher … beleuchten“ – so die kurze Einführung ins Programm.

Sieben Filme zu diesem Thema werden zum Teil mehrmals gezeigt. Der bekannteste und sicher auch unterhaltsamste davon ist „David wants to fly“ von David Sieveking. In der Dokumentation erzählt der junge Filmemacher von seiner Faszination für den Regisseur David Lynch, der ein Anhänger der Gruppe „Transzendentale Meditation“ ist. Sieveking folgt seinem Idol und tritt selbst in die Sekte ein.

„The Master“ ist ein Spielfilm über die Gründung einer Sekte, die viele Parallelen zu Scientology aufweist. Doch der Regisseur Paul Thomas Anderson ist kaum an deren Mechanismen der Verführung, sondern eher an der Beziehung zwischen dem Gründer und einem seiner ersten Jünger interessiert. Und so ist der Film vor allem wegen der Leistungen der Schauspieler Philip Seymour Hoffmann und Joaquin Phoenix sehenswert.

„Meine kleine Familie“ ist eine Dokumentation über die Kommune des Aktionskünstlers Otto Mühl in den frühen 70er-Jahren. Regisseur Paul-Julien Robert wuchs dort in der kollektiven Kinderbetreuung sowie unter dem Dogma der freien Sexualität auf und kann eine Innensicht davon geben, wie autoritär damals ein antiautoritäres System durchgesetzt wurde.

„Ticket to Heaven“ ist ein kanadischer Spielfilm über eine Glaubensgemeinschaft in den USA der 70er-Jahre, die der Mun-Sekte sehr ähnlich ist. Erzählt wird vom Ein- und Ausstieg eines jungen Mannes, und vor dem Film wird ein ehemaliges Mun-Mitglied seine eigene, ähnliche Geschichte erzählen.

„Jesus ist ein Palästinenser“ ist eine Komödie aus den Niederlanden, in der von einem jungen Mann namens Ramses erzählt wird, der in einer Ökokommune lebt, in der das Piercen zu den regelmäßigen Glaubensritualen gehört.

Der japanische Spielfilm „Love Exposure“ ist eine Kino­oper, in der der Sektenwahn nur ein Motiv neben sexuellen Perversionen, Kampfsport, Beethoven und Ravel ist. Der Informationswert mag gering sein, aber langweilig wird der Film in seinen fast vier Stunden nie.

Nur einmal, am 17. Dezember, wird die Dokumentation „Scientology – ein Glaubensgefängnis“ des Oscarpreisträgers Alex Gibney gezeigt. Wohl auch, weil mit Gegenaktionen der Scientologen vor dem Kino gerechnet werden muss. Deren bekannteste Widersacherin Ursula Caberta wird zu Gast sein und eine Einführung geben. hip

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