Fröhliche Weihnacht!

Ein Christbaum ist offenbar wichtiger als ein Flüchtlingsbus. Worum ging es bei diesem Fest noch mal?

Von Sebastian Heiser

Es begab sich aber zu der Zeit, dass eine Karawane von Flüchtlingen nach einem langen, beschwerlichen Fußmarsch bis in die Hauptstadt gekommen war, um vor dem Brandenburger Tor für eine menschenwürdige Behandlung und angemessene Unterkünfte zu demonstrieren. Da ward plötzlich der Bus, in dem sie sich in winterkalten Nächten aufwärmten, vom Platz verbannt.

Es begab sich nämlich zur selben Zeit, dass auf demselben Platz ein Weihnachtsbaum aufgestellt werden sollte – um an eine Geschichte zu erinnern, die vor zwei Jahrtausenden spielt. Und bei der es darum geht, dass Joseph von Nazareth mit seiner schwangeren Frau Maria in Bethlehem keine menschenwürdige Unterkunft finden konnte, wo immer sie es auch versuchten. Deshalb musste der kleine Jesus bekanntlich die ersten Tage seines Lebens in einer Krippe liegen, zwischen Eseln und Schafen.

Wie unreflektiert und zynisch das ist: Einen Flüchtlingsbus aus dem Weg zu räumen, damit man nicht allzu stark gestört wird bei der Weihnachtsfeier, dem verkitschten Fest der Nächstenliebe. So verdrängt man die Probleme der Gegenwart.

Dank den Polizisten

Andererseits: Der Polizei gebührt auch Dank. Dafür, dass sie so ehrlich ist. Dafür, dass sie bei den Flüchtlingen vor dem Brandenburger Tor, die bundesweit in den Medien waren, genauso hart durchgreift, wie sie es auch sonst bei Flüchtlingen tut. Dank dafür, dass sie dem Publikum keine falschen Tatsachen vorspielt, sondern auf dem Präsentierteller dieser Republik deutlich macht: Es gibt in Deutschland keinen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen. Jetzt kann niemand mehr sagen, er habe von nichts gewusst.