Im „Horror-Haus“ von Höxter

Justiz Die Angeklagte in dem Mordprozess schildert die Leiden eines Opfers wie einen Alltagsbericht

PADERBORN dpa | Im Mordprozess um das „Horror-Haus“ von Höxter hat die angeklagte Angelika W. die Leidenszeit einer der getöteten Frauen mit grausamen Details geschildert.

Im Beisein der Mutter des aus Niedersachsen stammenden Opfers, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, sprach die Angeklagte am vierten Verhandlungstag am Dienstag vor dem Landgericht Paderborn über das monatelange Martyrium der Frau. Demnach wurde diese eine Zeit lang nachts mit Handschellen und einer Kette an ein Heizungsrohr gebunden. Sie sollte nicht auf die Toilette gehen können, um ihren Ehemann und heutigen Angeklagten Wilfried W. nicht im Schlaf zu stören, wie die Angeklagte aussagte. Nässte sie sich ein, wurde sie dafür bestraft, zum Beispiel mit heißem Wasser.

Mehrere Monate lang war die Frau in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten. So drohte die Angeklagte ihr mit einer Anzeige bei der Polizei, weil sie nach einem Wildunfall die Versicherung betrogen hatte. Sie habe Auto, Job und den Kontakt zu ihrer Mutter verloren. Die Mutter des Opfers nahm die Schilderungen unter Tränen und kopfschüttelnd auf.

In den Wochen vor ihrem Tod soll Anika W. kaum noch gegessen haben. Ihre Verletzungen, darunter zahlreiche Prellungen, verbrühte Haut und Schürfwunden, führten aber wohl nicht zum Tod. Die Ermittler gehen von einem Schädelbruch aus.

Ohne Mitgefühl schilderte Angelika W., dass ihr das Leiden des Opfers in den letzten Stunden vor dem Tod auf die Nerven ging und sie sich beim ­Wäschewaschen gestört fühlte. Einen Notarzt zu rufen, sei nicht infrage gekommen. „Ein Blinder mit Krückstock hätte sofort ­gesehen, wie viele Verletzungen sie hatte“, sagte die Angeklagte.

Angelika W. und ihrem Ex-Mann wird vorgeworfen, Frauen mit Kontaktanzeigen in ihr Haus gelockt zu haben, um sie zu misshandeln. Zwei Frauen starben. Ein Urteil wird im Frühjahr erwartet.