THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Als Schauspieler ist er in populären Serien wie dem „Tatort“ ebenso präsent wie in Arthousefilmen. Die Rede ist von Andreas Schmidt, Träger verschiedener Film- und Fernsehpreise, der als Theaterregisseur aber immer noch ein Geheimtipp ist. Vor ein paar Jahren hat er am Kurfürstendamm zwar einmal eine gefeierte Inszenierung der rasenden Komödie „Männerhort“ abgeliefert. Sonst arbeitet er als Regisseur aber eher undercover und an einem Ort, wo ihn nur echte Fans finden: in der Vagantenbühne auf der Charlottenburger Kantstraße. Dort hat er unter anderem den Dauerbrenner „Shakespeares gesammelte Werke in 90 Minuten“ inszeniert, seit Jahren auf dem Spielplan. Am 6. 12. kommt mit „Tour de Farce“von Philip LaZebnik und Kingsley Day ein neuer Schmidt-Abend heraus. Dass es wieder eine Komödie ist, braucht man wahrscheinlich nicht zu sagen: Fünf Männer und fünf Frauen durchleben in neunzig Minuten in einem Hotelzimmer die Höhen und Tiefen des Lebens mit allem, was Karrieren und Zweierbeziehungen so am Laufen hält. Alle Männerrollen werden von einem einzigen Schauspieler, alle Frauenrollen von einer einzigen Schauspielerin gespielt (Vagantenbühne: „Tour de Farce“, Premiere 6. 12., 20 Uhr).

Am Berliner Ensemble geht indessen The Big Peymann-Goodbye in die nächste Runde. Es wird, themennah wie zünftig, Samuel Becketts „Endspiel“ gegeben, inszeniert von Altmeister Robert Wilson: Mit keinem Geringeren als dem großen Schauspieler Jürgen Holtz als Hamm (Berliner Ensemble: „Endspiel“, Premiere 3.12., 19.30 Uhr).

In den Sophiensälen kommt am 6. 12. der neue Abend des Choreografen Christoph Winkler heraus: „Studies on Postkolonialism“. Eine Serie von fünf Kurzchoreografien will die weiße Vorherrschaft in einem Genre durchleuchten, das meist für seine Internationalität gerühmt wird. Doch auch im zeitgenössischen Tanz sind dem Befund von Christoph Winkler zufolge postkoloniale Strukturen vielschichtig wirksam und oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Mit seiner neuen Arbeit will er den Blick dafür schärfen. (Sophiensäle: Premiere 6.12., 19 Uhr).

Politisch sind auch die Choreografien von Modjgan Hashemian, deren neuer Abend „Bodytext“ jetzt im Gorki Thea­ter Premiere hat. Darin soll es um das Körperliche von Schrift und Text im Kontext der iranischen Oppositionsbewegung gehen. Unter den Fragen, die der Abend mit Tanz beantworten will: Wie lässt sich der Raum zwischen den Zeichen lesen? Und was bedeutet es, wenn einem die Schrift genommen wird? (Maxim Gorki Theater: „Bodytext“, Premiere 1. 12., 20.30 Uhr)