KUNST

KunstBrigitte Werneburg schaut sich in Berlins Galerienum

Erik SchmidtsBilder nehmen den Blick auf die Dinge des Alltags, den Blick in die Straßen der Stadt zum Vorwand für eine spannende malerische Auseinandersetzung mit Farbe und Form – einerseits. Andererseits zeigen „Air inhalation“ und „Air radiation“ bei carlier gebauereben jeweils doch ganz distinkte Straßenecken in Tokio, obwohl die Motive nur Variationen ein und derselben Struktur zu sein scheinen. Sie wird beim Blick nach oben in den Himmel sichtbar: als das fast undurchdringliche Dickicht aus Telefonkabeln, Stromleitungen, Lampen, Verteiler- und Stromkästen, das sich dort ballt. Freischwebend wohl wegen der schnelleren Reparatur nach möglichen Erdbeben.

Diese Knotenpunkte werden Erik Schmidt zum Ausgangspunkt einer immer stärker abstrahierenden Malerei, die, beeinflusst durch die japanische Kunsttradition, nun auch stark mit der Linie arbeitet. Schmidt trägt die Farbe noch immer dick auf, aber er setzt seine Pinselstriche weit voneinander, dazwischen ist viel Malgrund, viel Weiß. Die bunten Werbeschilder, die Hausfassaden, die Strommasten, sie sind zu erkennen und bezeichnen damit eine eindeutig individuelle Struktur. Gleichzeitig entzieht sich ihre Form beim Näherkommen und löst sich auf in reiner Malerei.

Eine besonders faszinierende Arbeit, die aus Schmidts Japanaufenthalt 2015 resultiert, ist das Video „Cut/Uncut“, in dem Erik Schmidt einen westlichen Herrenanzug mit der Schere in eine Art japanischen Kimono dekonstruiert und dabei ikonische Bilder der Teezeremonie zitiert, aber auch an Yoko Onos „Cut ­Piece“ denken lässt (Bis 7. 1., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Markgrafen 67).

Auch Peter Duka befasst sich mit Malerei. Lange Zeit bildete er mit Caroline Bittermann das Künstlerduo Bittermann & Duka, das Malerei als Medium der Landschaftsgestaltung untersuchte und den Garten- und Landschaftsbau als Quelle neuer malerischer Motive. Jetzt, in seiner Solokarriere, interessiert Peter Duka die Person, im Besonderen als Figur des Aufklärungszeitalters, etwa der „Inspector Louis Marais 1777“, der jetzt seiner Schau in der Zwinger Galerie ihren Titel gibt. Der Polizeiinspektor war auf den Marquis de Sade angesetzt und wurde über 25 Jahre lang dessen Nemesis.

Dukas Malerei ist erzählerisch, ohne szenisch zu sein, allerdings kennt sie wiederkehrende Figuren und Konstellationen. So taucht immer wieder eine Krake auf oder der Hund, der in der Ferne bellt. Ansonsten montiert der Künstler eher malerische Momente, durch die er rokokohaft dreidimensionale Farbfäden windet. Ein melancholischer Charme durchwebt die symbolistisch angehauchten Leinwände (Bis 14. 1. Di.–Sa. 12–18 Uhr, Mansteinstr. 5).