Offene Briefe der HelferInnen

FLÜCHTLINGE Desolate Zustände in Turnhallen, Initiativen fordern Lösung jenseits der Bürokratie

Flüchtlinghelfer, Willkommens­initiativen und Einzelpersonen fordern in einem offenen Brief „kreative und flexible Lösungen“, um die mehr als 3.000 Flüchtlinge „schnellstmöglich“ aus den Turnhallen herauszuholen. Das Schreiben ging am Dienstag an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller, den bisherigen Sozialsenator Mario Czaja, seine designierte Nachfolgerin Elke Breitenbach sowie die Chefin des zuständigen Landesamts.

„Stellen Sie bitte alle formalen und juristischen Erwägungen oder Zuständigkeits- und andere Hinderungsgründe zurück“, bitten die 23 Unterzeichner, darunter der Flüchtlingsrat, das Willkommensnetzwerk Pankow hilft und Kreuzberg hilft. In einem zweiten offenen Brief fordern auch mehrere Charlottenburger Willkommensinitiativen eine schnelle Lösung.

Vor eineinhalb Wochen war herausgekommen, dass die Containerdörfer, in die die Turnhallen-Bewohner eigentlich bis Jahresende umziehen sollten, zwar bald fertig, aber wegen fehlerhafter Ausschreibungen nicht beziehbar sind. Nachdem die Verwaltung von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) es als unpraktikabel ablehnte, übergangsweise Mitarbeiter des Landes einzusetzen (taz berichtete), denkt zumindest die Finanzverwaltung inzwischen in diese Richtung (siehe oben).

Eine schnelle Lösung ist ­gefragt, in dem offenen Brief wird unter anderem berichtet von einer Turnhalle in Pankow, in der seit über einem Jahr Tag und Nacht das Licht brenne, weil sich die Notbeleuchtung nicht ausschalten ließe. Frauen müssten wenige Tage nach der Geburt ihrer Kinder mit diesen wieder zurück in die Turnhalle. Kürzlich habe sich ein Jugendlicher die Pulsadern „angeritzt, weil er hoffte, so aus der Turnhalle in eine andere Unterkunft verlegt zu werden“.

Susanne Memarnia