Schrecken der Südwest-CDU

SPD-Politiker Frank Mentrup konnte alle linken Parteien hinter sich vereinen

Nach Winfried Kretschmann auf Landesebene und Fritz Kuhn in Stuttgart (beide Grüne) ist er der Mann, der der Südwest-CDU eine weitere schmerzhafte Niederlage zufügt hat: Der Sozialdemokrat Frank Mentrup wird neuer Oberbürgermeister von Karlsruhe. Bereits im ersten Wahlgang holte Mentrup am Sonntag mit 55 Prozent die absolute Mehrheit. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Präsident des Karlsruher Sportclubs Ingo Wellenreuther kam nur auf 35 Prozent.

42 Jahre regierte die CDU in der drittgrößten Stadt Baden-Württembergs. Nun regiert sie keine einzige Großstadt mehr im Südwesten.

Der gebeutelten Landes-SPD könnte die OB-Wahl hingegen neuen Schwung verleihen – dies aber auch dank der Tatsache, dass sie es in Karlsruhe mit Mentrup geschafft hat, sämtliche linken Parteien hinter sich zu vereinen: die Grünen, die Piratenpartei und die Karlsruher Bürger-Liste (KAL).

Mentrup wird innerparteilich dem linken Flügel zugerechnet. Der Vater von vier Kindern arbeitete bis 2011 als Assistenzarzt an einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Gebürtig kommt er aus Mannheim. Dort sammelte er bereits Erfahrungen in der Kommunalpolitik, bevor er im Jahr 2006 in den Landtag einzog. Nach der gewonnenen Landtagswahl 2011 stieg er zum parlamentarischen Staatssekretär im Kultusministerium auf.

Der 48-Jährige gilt als versierter Bildungspolitiker, den nicht wenige für den besseren Minister hielten. Damals entschloss sich SPD-Landeschef Nils Schmid jedoch für die bis dahin unbekannte und bis heute stark umstrittene Gabriele Warminski-Leitheußer. Einige plädieren deshalb im Zuge der Ernennung eines neuen Staatssekretärs für eine „große Lösung“ und wollen die komplette Amtsspitze neu besetzen.

Seinen Wahlkampf bestritt Mentrup mit dem Slogan „Zuhören, verbinden und gestalten“ und versprach einen neuen und modernen Politikstil. Und schon im Wahlkampf machte er der CDU vor, wie man großstädtische Milieus anspricht: Unter anderem diskutierte er mit einer Dragqueen und versprach, als zukünftiger OB selbstverständlich die Schirmherrschaft für den Christopher Street Day zu übernehmen. Außerdem konnten sich Wohngemeinschaften darum bewerben, dass Mentrup zu einer Diskussionsrunde in ihre WG kommt. Nadine Michel