Ablass Die Idee, sich mit Geld wenn nicht von der Sünde, so doch wenigstens von den mit ihr verbundenen Strafen freikaufen zu können, brachte der katholischen Kirche die Reformation ein. In Braunschweig hat sich nun auch ein evangelischer Propst an das Geld einer Christin herangemacht ▶Schwerpunkt SEITE 43–45
: Wenn das Geld im Kasten klingt …

Diese Ablasskiste ist berühmt, denn sie soll einst von Luthers Gegenspieler, dem Ablassprediger Johann Tetzel, verwendet worden sein. In dem Katalog einer Ausstellung, in der sie 1997 in Augsburg zu sehen war, heißt es dazu: „Nach einem Hinweis in der ‚Topographia‘ von Matthäus Merian soll der als Subkommissar eingesetzte Prediger Johann Tetzel den Ablaß in der kleinen Peterskapelle südöstlich des Dorfes Süpplingenburg (bei Helmstedt) gepredigt und dabei diesen Kasten verwendet haben. Sicher ist, daß die Kiste in dieser Zeit angefertigt wurde und zur Verwahrung von Ablaßgeldern gedient hat.“

Die Schlüssel zu den drei Schlössern hatten vermutlich die Nutznießer des Ablasses, in diesem Fall: die römische Kurie, das Fugger’sche Bankhaus und der Ablasskommissar und Erzbischof Albrecht von Mainz und Magdeburg. Der Erzbischof gab auch genaue Anweisungen über „die Art und Weise, wie man in den Kasten legen soll“: Könige und Königinnen, Erzbischöfe und Bischöfe sollten fünfundzwanzig rheinische Goldgulden bezahlen, Äbte, Prälaten und andere Adelige zehn Goldgulden pro Ablassbrief. Wer kein Geld hatte, konnte stattdessen aber auch beten oder fasten, um einen Ablass zu erhalten.

Im Augsburger Ausstellungskatalog heißt es weiter: „Die Ablaßkiste durfte nicht offenstehen und nur in Anwesenheit von Zeugen oder eines Notars geleert werden. Ein Bevollmächtigter der Fugger nahm die Ablaßgelder in Empfang. Nach Abzug der Unkosten wurde die eine Hälfte des Geldes zur Finanzierung des Petersdomes an die römische Kurie weitergeleitet, die andere verwendete Erzbischof Albrecht zur Tilgung seiner Schulden bei den Fuggern.“

Die Ablasskiste kann normalerweise im Altstadtrathaus von Braunschweig besichtigt werden, derzeit ist sie in die USA ausgeliehen.