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Ein faires Fest mit Holzrad

Gadgets Technik unterm Baum ist heute Standard. Einer sozial und ökologisch korrekten Bescherung müssen die Hightech-Geräte mittlerweile nicht mehr im Weg stehen

Kein Widerspruch: Ökotanne und Elektrotechnik Foto: Karsten Thielker

von Denny Carl

Menschen mit immergrünen Herzen hatten es alle Jahre wieder schwer, techniklastige Positionen der Wunschzettel ihrer Lieben möglichst umweltschonend zu erfüllen. Mit dem Verzicht auf Geschenkpapier waren ihre Möglichkeiten meist erschöpft. Doch inzwischen lässt sich mit so manchem Gadget auch der Umwelt ein kleines Geschenk machen. So kann selbst Schenkenden mit hohen sozialen Ansprüchen nun zugemutet werden, elektronische Gebrauchsgüter auf den Gabentisch zu platzieren.

Das Fairphone ist so ein Gerät. Zu seinen Features gehören ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen wie Bewohnern der Erde. Konkret geht es um menschenwürdige Bedingungen in der Produktion, transparente Lieferketten, eine nachvollziehbare Kalkulation sowie eine möglichst lange Nutzungsdauer des Telefons.

Ein zu 100 Prozent fair hergestelltes Smartphone ist jedoch weiterhin eine Utopie. Die vielen benötigten Bestandteile, aber auch Minen in Kriegsgebieten machen es nicht nur für das Fairphone schwer, derzeit alle der 30 bis 40 Mineralien eines modernen Handys fair zu beziehen.

Das Fairphone 2, seit einem Jahr auf dem Markt, ist dabei modular aufgebaut. Während die unfaire Konkurrenz Geräte baut, die aus einem Stück gemeißelt zu sein scheinen, können alle Elemente des Fairphones 2 ersetzt werden. Für Reparaturen oder den Einbau einer besseren Kamera reicht haushaltsübliches Werkzeug. So soll ein Fairphone das für Handys biblische Alter von mindestens fünf Jahren erreichen. Das durchschnittliche Smartphone und die wertvollen Rohstoffe, die es birgt, erreichen bereits nach zwei Jahren Schrottreife.

Optisch und technisch unterscheidet sich das Fairphone mit seinem 5 Zoll großen HD-Display, den vier Prozessorkernen und der LTE-Unterstützung nicht von der namhaften Konkurrenz. Der Preis von rund 520 Euro deckt bessere Löhne und zahlreiche unterstützende Maßnahmen für die chinesischen Arbeiter, die das Telefon fertigen. Der Hersteller verspricht bei Bestellungen über fairphone.com eine Lieferung bis zum 16. Dezember. Jedem Paket wird ein Engel beigelegt. Keine weihnachtliche Stimmungsmache, sondern ein Blauer Engel: Das Fairphone 2 ist das erste Smartphone der Welt, das den strengen Bestimmungen des deutschen Umweltsiegels gerecht wird.

Der Blaue Engel verleiht dem Geschenk mehr als nur eine besinnliche Note

Das hessische Start-up „Shift“ verfolgt mit seinen Shiftphones teilweise einen ähnlichen Ansatz wie Fairphone, bietet seinen Kunden allerdings eine weitaus größere und buntere Produktpalette. Das angenehm kleine Shift 4 mit 4,4-Zoll-Display kommt für 222 Euro vergleichsweise günstig nach Hause. Die größeren Geschwister der Shift-Familie messen 5 und 7 Zoll und kosten in der Basis-Variante nur unwesentlich mehr. Auf der Website shiftphones.com kann geordert werden.

Zur umweltfreundlichen Betankung von Fair-, Shift oder sonstigen Phones gibt es inzwischen mannigfaltige Möglichkeiten fernab von Steckdosen. Kleine mobile Kraftwerke wandeln Sonnen-, Wind- oder Bewegungsenergie so um, dass sie durch eine USB-Buchse passt.

Wer etwa einen Charger von WakaWaka verschenken möchte, macht anderen Menschen bereits beim Bezahlen ein wertvolles Geschenk. Der sozial engagierte Hersteller spendet mit jedem Kauf eines der robusten Geräte eine effiziente Solarlampe in Gebiete, in denen es kaum oder keinen Strom gibt. Für gut 60 Euro gibt es mit dem Power+ ein Solar-Ladegerät einen integrierten Akku, der die Sonnenenergie zwischenspeichert und die eben erwähnte Leuchte mit bis zu 75 Lumen. In Suaheli bedeutet „Waka Waka“ so viel wie „Leuchte hell“.

Mit dem Ziel, Strom in jede Ecke der Welt zu bringen, ging auch „BioLite“ an die Arbeit. Entstanden sind dabei außergewöhnliche Outdoor-Utensilien zum Kochen, die nebenbei thermoelektrisch Strom erzeugen. Der „KettleCharger“ wird zum Beispiel auf einen normalen Campingkocher platziert. Kurz danach können 10 Watt Strom serviert oder im eigenen Energiespeicher eingetuppert werden.

Die Dame oben auf dem Foto weiß hoffentlich schon, wie sie ihren Baum erleuchtet. Auch hier macht technischer Fortschritt einiges besser – und bequemer: In vielen Lichterketten oder Kerzenbögen stecken zwar noch immer Glühbirnen. Günstige und stimmungsvolle Alternativen fehlten lange. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat berechnet, dass der sechswöchige Betrieb einer solchen Lichterkette Kosten von 33 Euro verursacht. Bis zu 85 Prozent lassen sich jedoch mit LED-Lichtern sparen. Sie sind inzwischen erschwinglich geworden, halten lange, ähneln dem Licht der Glühlampe und sind in großer Vielfalt erhältlich. Einige gibt es mit Fernbedienung per App. Für den Außenbereich eignen sich solarbetriebene LED-Lichterketten, die ihren ohnehin niedrigen Strombedarf selbst decken können.

Die selbst gekochte Energie reicht, um Handys, GPS-Geräte oder Taschenlampen so weit aufzuladen, dass diese mindestens in Notfällen einsatzbereit sind. Für etwa 150 Euro gibt es den Stromversorger im gut sortierten Campingbedarf. Ein transportabler Mobilfunkmast ist allerdings noch nicht im Lieferumfang enthalten.

Dass es nicht nur Outdoor eine erstaunliche Fauna gibt, beweist Nager-IT. Der Verein hat laut eigenem Bekunden die „fairste Maus weit und breit“ entwickelt. Exemplarisch soll so gezeigt werden, dass Elektronik auch sozial und ökologisch produziert werden kann. Die Maus wird in einer Integrationswerkstatt in Regensburg endmontiert und erhält dort unter anderem ein Scrollrad aus Holz. Sie kostet mit 30 Euro dennoch nicht mehr als ihre unfairen Artgenossen. Über die sehr informative Projektwebsite nager-it.de kann man das in allerlei bunten Farben erhältliche Zeigegerät nach Hause locken. Außerdem bieten deutschlandweit viele Weltläden die Maus an. In Berlin kann man sie im Posteo Lab in der Kreuzberger Methfesselstraße 36 selbst testen. Auch andere nachhaltige Elektronik wie das Fairphone kann dort ausprobiert werden.

Wer nun immer noch etwas für seinen Lieblingsgeek sucht, kommt um Schmuck aus Elektronikschrott nicht herum. Tastatur-Ohrstecker, Haarspangen aus Arbeitsspeicher, Krawattennadel aus Motherboards und andere Upcycling-Unikate hauchen der bizarren Ästhetik längst ausrangierter Technik neues Leben ein. Für kleines Geld gibt es sie bei dawanda.de zum Beispiel im Shop von „Binary Universe“ oder auch bei „The Blue Kraken“ auf etsy.com.