Anklage wegen Steuertricks

Prozess Unternehmer vor Göttinger Gericht, weil er 23 Millionen Euro Steuern geprellt haben soll

Der frühere Chef einer insolventen Großspedition aus Osterode am Harz soll das Finanzamt um mehr als 23 Millionen Euro geprellt haben: Am Landgericht Göttingen hat am Mittwoch der Prozess gegen den 52-Jährigen begonnen. Er ist wegen Steuerhinterziehung in 28 Fällen angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft hält dem Geschäftsmann Umsatzsteuer-Tricksereien vor. Laut Anklage soll er von 2006 bis 2008 zwischen der Spedition und einer zweiten von ihm geleiteten Firma Scheingeschäfte abgeschlossen und Rechnungen für Leistungen und Lieferungen gestellt haben, die nicht erbracht wurden.

Anschließend habe er die ausgewiesene Umsatzsteuer vom Finanzamt kassiert. Zudem soll der 52-Jährige in großem Stil Steuerbetrug begangen haben, indem er bei Abrechnungen der Spedition mit polnischen Tochterfirmen falsche Angaben zur Umsatzsteuer gemacht habe.

Der 52-Jährige wies die Vorwürfe zum Prozessauftakt zurück. Er habe keine unkorrekten Steuerangaben veranlasst, sagte er und verwies auf die Zuständigkeit damaliger Mitarbeiter. Steuerfachleute hätten das Rechenwerk seiner Firmen zudem nicht beanstandet.

Angeklagter saß in U-Haft

Die Spedition des Angeklagten und seine anderen Firmen waren 2008 in die Insolvenz gegangen. Mehr als 900 Mitarbeiter verloren ihren Job. Der Firmenchef, der zuvor lange in Untersuchungshaft saß, wurde 2009 vom Landgericht Göttingen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er Leasingfirmen betrogen hatte. Der jetzige Prozess gegen den 52-Jährigen, der mittlerweile als Einkäufer in der Fahrzeugbranche tätig ist, soll bis Ende Februar dauern. (dpa)