heute in hamburg
: „Überhaupt nicht kitschig“

FOTOGRAFIE Kunsthistorikerin Barbara Uppenkamp stellt ein Buch Hans Meyer-Vedens zur Elbe vor

Barbara Uppenkamp

Foto: privat

55, ist Juniorprofessorin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg. 2011 hat sie eine Ausstellung über Rubens als Architekt mitkonzipiert.

taz: Frau Uppenkamp, warum setzen sich Fotografen so gern mit maritimen Themen ausein­ander?

Barbara Uppenkamp: Das ist unterschiedlich. Für Hans Meyer-Veden ist es sicherlich auch der Wohnort Hamburg: dass er hier lebt und in Stade geboren ist. Er war auch als Maschinist auf Flussschiffen unterwegs. Daher denke ich, dass er eine besondere Beziehung zum Wasser hat – wie aber wahrscheinlich jeder Hamburger mit der Elbe irgendwie verbunden ist.

Ist es nicht schwierig, angesichts der vielen Bücher über den Fluss, diesem noch etwas Neues abzugewinnen?

Das Buch bietet etwas Bekanntes, aber es bietet einen besonderen Blick auf diesen Fluss. Dieser ist unspektakulär. Das ist das, was ich besonders finde an den Fotografien von Hans Meyer-Veden. Sie sind überhaupt nicht kitschig oder beschönigend, sondern haben eine gewisse Beiläufigkeit.

Wie gehen Sie als Kunsthistorikerin an so ein Buch heran?

Ich kenne Herrn Meyer-Veden schon seit einigen Jahren. Wir haben zusammen ein Projekt gemacht, wo er für mich für ein anderes Buch fotografiert hat. Wir reiben uns ein bisschen auseinander, weil wir unterschiedliche Bildauffassungen haben. Aber es gibt eine gegenseitige Wertschätzung. Ich schätze seine Kreativität in der Fotografie und seine Haltung, die sehr ehrlich ist. Er möchte nichts bearbeiten. So etwas wie die Hochglanzfotos heute, die mit Photoshop bearbeitet sind, sodass alles eine Werbefläche wird, lehnt er ab.

Aber er fotografiert auch elektronisch?

Seit jüngerer Zeit hat er auch eine digitale Kamera. Aber die Fotos in diesem Buch sind zum Teil auch noch mit einer analogen Kamera gemacht. Er entwickelt auch noch selbst. Der ganze Prozess in der Dunkelkammer spielt noch eine Rolle bei ihm. Er ist insofern ein klassischer Fotograf. In das Buch sind zudem Fotos aus den 80er-Jahren eingeflossen, die er dafür zusammengestellt hat. Das ist ein Portfolio, das sich über 30 Jahre Beobachtung erstreckt.

Stellen sich bei Ihnen automatisch kunsthistorische Bezüge im Kopf ein?

Ich verankere Meyer-Veden in der Fotografiegeschichte, wo ich ihn mit verschiedenen Fotografen in Verbindung sehe: Michael Schmidt, Garry Winogrand, Robert Frank, oder, wenn Sie weiter zurückgehen, Eugène Atget. Sie alle haben diesen beobachtenden Blick und komponieren ihre Bilder nicht wirklich, sondern nehmen einen Ausschnitt aus der Wirklichkeit.

Interview: Gernot Knödler

19 Uhr, Sautter + Lackmann, Admiralitätstr. 71