heute in Bremen
: „Vor den Augen der Schüler“

18. 11. Vor 75 Jahren ging der erste Deportationszug von Bremer Juden und Jüdinnen ins KZ

Frauke Hellwig

:

52, Kulturwissenschaftlerin, ist seit 2009 Direktorin des Bremer Schulmuseums Auf der Hohwisch.

taz: Frau Hellwig, was ist der Anlass für die heutige Gedenkveranstaltung?

Frauke Hellwig: Vor genau 75 Jahren, am 18. November 1941, gab es den ersten Deportationszug aus Bremen: An diesem Tag wurden Jüdinnen und Juden aus der Stadt in das Vernichtungslager Maly Trostinez bei Minsk gebracht.

Sie erinnern daran in der Oberschule Am Barkhof …

Das ist der Ort des Geschehens.

Inwiefern?

Das Gebäude diente schon damals als Schule. Dort hatte man in der Nacht die Menschen, die ins Vernichtungslager gebracht werden sollten, zusammengetrieben, um sie von dort aus zum Bahnhof zu führen.

Aber der 18. November 1941 war doch ein ganz normaler Dienstag, war da kein Unterricht?

Die Deportation fand am Morgen statt, vor den Augen einiger Schüler. Das wissen wir aus Berichten, die der ehemalige Uni-Dozent Manfred Schürz vor fast 20 Jahren entdeckt hat: Er wird in einem Beitrag in der Veranstaltung darüber sprechen. Seinen Forschungen ist es zu verdanken, dass die in Vergessenheit geratene Bedeutung des Ortes wieder bekannt gemacht wurde und eine Gedenktafel am Gebäude an die Opfer erinnert.

Wie gehen denn die heutigen SchülerInnen mit diesem Wissen um?

Es ist so: Tatsächlich erinnert die Schulleitung jedes Jahr an die Herkunft der Tafel am Haupteingang. Das herausgehobene Datum jetzt hat man zum Anlass genommen, dieses Gedenken zu vertiefen: Die SchülerInnen haben mit einer Zeitzeugin gesprochen, einer Überlebenden der Shoah. Und sie sind der Frage nachgegangen, was der Holocaust für sie bedeutet, warum ihnen ein solches Gedenken wichtig ist, und wie sie es gestalten wollen. Das war mir wichtig, dass wir nicht als Museum von außen kommen und einen Gedenkakt organisieren, sondern dass wir gemeinsam mit der Schule direkt am Barkhof selbst an die Ereignisse erinnern.

Öffentlich?

Ja, das ist eine öffentliche Veranstaltung, für jeden zugänglich, und wir hoffen, dass sie als Möglichkeit der Begegnung wahrgenommen wird.

interview: bes

Oberschule Am Barkhof, Parkallee 39, 11 Uhr