OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

In den Filmen Alfred Hitchcocks werden oftmals Leute ein Paar, die sich im Prinzip gar nicht kennen. Das sorgt natürlich für Spannung, denn mindestens einer der Partner darf sich anschließend fragen, ob der andere überhaupt der ist, der er behauptet zu sein. Dieses Prinzip funktioniert auch in „Spellbound“ (1945), in dem sich Ingrid Bergman als Psychiaterin in einen gut aussehenden Herrn (Gregory Peck) verliebt, den sie für den neuen Leiter der Klinik hält. Die Brille wird ablegt und der strenge Haarknoten geöffnet, doch dann stellt sich heraus, dass der tatsächliche Klinik­leiter tot und der gute Gregory plötzlich ziemlich mordverdächtig ist. Dass er auch noch unter Amnesie leidet, macht die Sache nicht besser; das Set-Design entwarf übrigens Salvador Dalí. Die Psychoanalyse war in den 1940er Jahren in Hollywood groß in Mode gekommen, und Hitchcock verbindet diesen Aspekt in „Spellbound“ mit einer Variante der Geschichte vom unschuldig Verfolgten: Nur bei Gelingen der Analyse kann der wahre Täter entlarvt werden. Pecks Schauspielausbildung nach der Stanislawski-Methode („der äußere Ausdruck ist richtig, wenn das innere Gefühl und die Gedanken stimmen“) brachte ihn bei Hitchcock in Schwierigkeiten, denn der Regisseur, der seine Filme penibel plante, wusste schon vorher, welchen Gesichtsausdruck und welche Gesten er sehen wollte. Peck hätte „von außen nach innen“ spielen müssen, doch fehlte es ihm damals an Erfahrung (OF, 18. 11., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

Harte Männer schwitzen sich weich: Für die finnische Sauna-Doku „Was Männer sonst nicht zeigen“ (2010) haben die Regisseure Mika Hotakainen und Joonas Berghall Männer aufgetrieben, die bereit waren, sich zu öffnen und ihre oft traurigen Lebensgeschichten zu erzählen. Das wirkt anrührend, weil die Moral dieser Geschichten allgemein menschlich ist: Das Beste im Leben ist nun einmal das Gefühl, nicht allein zu sein (17. 11.–21. 11., 15.15 Uhr, Eiszeit-Kino, 17. 11.–23. 11., Kino Krokodil).

Ihre Herkunft war so verschieden wie ihr Werdegang: Der Maler Paul Cézanne kam aus reichem Hause, brach mit der Familie und rang kommerziell erfolglos um seinen künstlerischen Ausdruck. Sein Freund Émile Zola stammte aus ärmlichen Verhältnissen, kam jedoch als Schriftsteller und Journalist zu Erfolg und Wohlstand. In „Meine Zeit mit Cézanne“ inszeniert die französische Regisseurin Danièle Thompson die stressreiche Beziehung der beiden Freunde als wortreiche Auseinandersetzung zweier gegensätzlicher Charaktere (17. 11.–23. 11., 18.15 Uhr, Tilsiter Lichtspiele).