HatschiAlles schnieft, niest und schneuzt: Die Schnupfensaison steht in voller Blüte. Was passiert eigentlich genau in der Nase? Was kommt da raus? Wohin mit den Händen? Und warum macht das alles keinen Spaß mehr?
Von Michael Brake
: Selbstreinigung mit 160 km/h

Foto: Jozef Kubica/plainpicture

Augen

Widerstand ist zwecklos: Beim Niesen machen wir immer die Augen zu. Testen Sie es selbst! Ob der Körper Sie damit vor Gefahren von innen (Überdruck) oder von außen (herumfliegender Schnodder) schützen will, ist noch unklar. Genauso wenig zu Ende erforscht: der photische Niesreflex. Jeder vierte Mensch kann nämlich durch helles Licht zum Niesen gebracht werden. Eine Theorie: Bei den Betroffenen liegen der Augenast und der Nasenast des komplexen Drillingsnervs so dicht beieinander, dass die Helligkeit zu Reizen an der falschen Stelle führt.

Arme

Wohin mit all dem Schnodder? Ginge es nach Hygienefachleuten, würden wir schon längst alle in unsere Armbeugen niesen – das empfehlen unter anderem das Robert-Koch-Institut und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Wir sollten dann halt Kleidung tragen, die man abends auch in die Wäsche tun kann, und nicht den guten Kaschmirpulli. Genauso geeignet ist auch ein Papiertaschentuch. Die nackten Hände haben vor der Nase hingegen nichts zu suchen – vor allem, wenn man sie anschließend nicht sofort waschen kann.

Rotze

Nasensekret, Spucke, Viren, Bakterien – in einer Nieswolke ist alles mit drin. Aus mehreren zehntausend Teilchen setzt sie sich zusammen, und die sind keineswegs homogen, wie Forscher des Massachusetts Institute for Technology mit Superzeitlupenaufnahmen beobachtet haben. Winzige Tröpfchen, Fäden, Schleimbeutel, alles fliegt durcheinander und bei Weitem nicht gleichmäßig. Dickere Tropfen fallen schneller herunter, andere Teilchen fliegen mehrere Meter weit – laut der MIT-Studie sollen sie sogar zwölf Meter erreichen.

Nase

Hier geht alles los. Genauer gesagt: in der Nasenschleimhaut. Fremdkörper wie Staub, Pollen oder Mikroorganismen reizen die Nervenenden und setzen die komplexen Beweguns­abläufe des Niesens in Gang. Denn für den Körper dient dieses als Selbstreininungsprozess. Das gilt auch, wenn zu viel Nasenschleim produziert wird, der die Nase verstopft – also eben bei Erkältungen. Deswegen niesen wir im Herbst und Winter auch besonders häufig.

Mund

Niesen ist letztlich ein sehr radikales Ausatmen. Dafür muss aber erst mal Luft rein: in der „Haaa“-Phase holen wir tief Luft. Danach hebt sich das Gaumensegel und trennt den Rachenraum von der Nasenhöhle. Die Luft wird komprimiert und beim „tschi!“ explosionsartig ausgestoßen – mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 Stundenkilometern.