Oleg Popow

In Russland kannte ihn jeder: den Clown vom Großen Staatszirkus. In Deutschland fand er eine zweite Heimat. Ein Nachruf

Stationen
: Vom Hungerkind zum Goldenen Clown

Oleg Popow wird am 31. Juli 1930 in einem Dorf bei Moskau geboren. Seine Kindheit und Jugend sind bestimmt von Hunger und Krieg. Popows Vater, der in einer Uhrenfabrik arbeitet, wird 1941 inhaftiert und stirbt bald darauf. Seinen Humor habe er vom Vater geerbt, sagt Popow. Seine Mutter aber habe ihn durchgefüttert.

1943 beginnt Popow in der Druckerei der Parteizeitung Prawda eine Schlosserlehre. Bei Übungen im Sportunterricht fällt er dem Leiter der Zirkusschule auf. Popow schmeißt seine Lehre und beginnt eine Artistenausbildung, die er als Seiltänzer beendet.

Lehrjahre beim „Bleistift“

1950 wird Karandasch, auf deutsch: der Bleistift, der damals berühmteste sowjetische Clown, auf Popow aufmerksam. Popow wird sein Assistent und kreiert die Figur des „Sonnenclowns“ mit viel zu kurzer Hose, karierter Ballonmütze und strohgelben Haaren.

1954 hat Popow im Zirkus von Saratow seinen Durchbruch, als der eigentliche Clown bei der Show verletzt aufgeben muss. Popow improvisiert mit Küchengeräten und zieht sein Publikum in den Bann. Oleg Popow wird schnell in der Sowjetunion berühmt, nicht nur durch seine Auftritte in den Manegen von Riga bis Wladiwostok, sondern auch durch Engagements im Fernsehen und in Filmen.

1956 gastiert der sowjetische Staatszirkus erstmals im Westen. Die sowjetischen Artisten treten in Brüssel, Monte Carlo, München auf und der junge Oleg Popow ist als Clown mit dabei. Das Publikum jubelt, die Vorstellungen sind ausverkauft. Popow gastiert in Australien, den USA und Japan. 1960 trifft Popow sein Idol Charlie Chaplin. Popow wird bald darauf mit staatlichen Ehrungen überhäuft, u. a. 1969 als „Verdienter Artist der Sowjetunion“ und 1980 mit dem Leninorden.

Ehrung in Monte Carlo

Doch die Auszeichnungen bleiben nicht auf die Sowjetunion beschränkt. Im Dezember 1981 wird Oleg Popow beim Zirkusfestival in Monte Carlo mit dem Titel „Goldener Clown“ geehrt, dem „Oskar der Zirkuswelt“.

1990 stirbt seine erste Frau Alexandra, ebenfalls eine Artistin, mit der er seit 1952 verheiratet war. 1991 lernt Popow auf einem Gastspiel in Österreich Gabriela Lehmann kennen. Die beiden heiraten und leben in Egloffstein in Franken.

Bei einem Gastspiel im Zirkus von Rostow am Don stirbt Popow am Abend des 2. November 2016.