Ein mutmaßlicher Glücksfall für Braunschweig

Museumsleitung Das Braunschweiger Museum für Photographie hat eine neue Direktorin. Mit Barbara Hofman-Johnsonkommt eine gestandene Kuratorin. Sie muss zunächst das Verhältnis zur Stadt aufmöbeln und die Förderer ins Boot holen

Neuer Lebensabschnitt: Barbara Hofman-Johnson Foto: Museum

Das von seinen gut 100 Mitgliedern getragene Museum für Photographie in Braunschweig mag manch einem jüngeren Leiter, eine jüngeren Leiterin vorrangig als Durchgangsstation auf eine bedeutendere Tätigkeit an einer prominenteren Institution dienlich erscheinen. Florian Ebner, der das Haus von 2009 bis 2012 führte, wechselte an das Museum Folkwang in Essen, das eine der renommiertesten fotografischen Sammlungen Deutschlands besitzt.

Und auch seine Nachfolgerin Gisela Parak blieb nur gut drei Jahre. Das hatte, so man es positiv sehen möchte, äußerst abwechslungsreiche Ausstellungen zur Folge. Andererseits fehlte in den letzten Jahren ein längerer Atem, die ruhige programmatische Fortschreibung des Museums.

Die Neue hat lange, einschlägige Berufserfahrung

Nun ist zum 1. November die 53-jährige Kunsthistorikerin und Medienwissenschaftlerin Barbara Hofman-Johnson aus Köln als neue Leiterin nach Braunschweig gekommen. Sie habe sich aufgrund ihrer hohen Fachkompetenz und langen, einschlägigen Berufserfahrung unter 20 Bewerbern durchgesetzt, hieß es von offizieller Seite. Bereits seit Mitte der 1990er-Jahre konzipiert Hofman-Johnson als freischaffende Kuratorin Ausstellungen im In- und Ausland und ist als Autorin für Monografien und Kunstkataloge tätig.

Zudem arbeitete sie seit 2003 als feste Freie, wie sie sagt, an der Photographischen Sammlung der Sparkassen-Stiftung Köln. Die umfasst auch das Archiv von August Sander, Pionier der Dokumentarfotografie. Hofman-Johnson betreute dort das Ausstellungsprogramm. Noch bis in den Januar 2017 ist das von ihr mitverantwortete Kooperationsprojekt „Mit anderen Augen. Das Porträt in der zeitgenössischen Fotografie“ in Nürnberg zu Gast, im Kunsthaus und in der Kunsthalle gleichzeitig.

In Braunschweig muss und will Barbara Hofman-Johnson nun einiges resolut angehen. Da wäre zum einen die Konsolidierung des nicht immer glücklichen Verhältnisses zur Stadt Braunschweig, einem wichtigen Geldgeber. Zum anderen insgesamt die Pflege die Förderer. Das kennt sie aber alles aus Köln.

Zukünftige Ausstellungen sollen auch als nationale und internationale Partnerschaften realisiert werden – und dafür ist Hofman-Johnson bestens vernetzt. Sie kann auf zurückliegende Kooperationen auch in der Region verweisen, etwa mit der Städtischen Galerie Wolfsburg sowie ihrem neuen Haus. Sie pflegt ihre persönlichen Kontakte. Die kleine Braunschweiger Institution sieht sie als Chance, ohne großen Apparat die Fotografie im breiteren Kontext zeitgenössischer Kunst zu thematisieren –ein latentes Profil des Museums, das sie stärken möchte.

Zudem lässt ihre Lebensplanung gerade einen Neustart zu: ihr Mann, der britische Violinist und Orchestermusiker David Johnson, geht auf den Ruhestand zu, der 15-jährige Sohn verbringt gerade ein Schuljahr in London, ist also fast flügge. Die Personalie könnte ein Glücksfall für Braunschweig werden.Bettina Maria Brosowsky