„Kunden wollen direkt sehen, was ihr Geld bewirkt“

Alternativen Nachhaltigkeit beginnt mit der Finanzierung. Auf der „Fair Finance Week“ geht es um die Rolle von Banken in Zeiten von Klima- und anderen Krisen

Georg Schürmann

Foto: Triodos

ist seit Juli 2009 Geschäftsleiter der Triodos Bank N.V. Deutschland. Zuvor war er 20 Jahre lang bei der Deutschen Bank.

taz: Herr Schürmann, sozial-ethische Banken veranstalten ab diesem Montag in Frankfurt die „Fair Finance Week“. Zeitgleich trifft sich dort auch die Elite der Großbanken zur „Euro Finance Week“. Das ist doch kein Zufall?

Georg Schürmann: Nein, der zeitgleiche Termin ist kein Zufall. Die Euro Finance Week ist eine exklusive Veranstaltung für Teilnehmer aus der Finanzindustrie. Wir sehen die Fair Finance Week als eine Ergänzung, sowohl inhaltlich, als auch was die Teilnehmer und Besucher angeht. An ihr können alle interessierten Bürger teilnehmen. Hier wird gemeinsam über die Rolle der Finanzwirtschaft in Zeiten des Klimawandels und gesellschaftlicher Veränderungen diskutiert.

Auch die Großbanken reden längst vom „Green Banking“ und bieten entsprechende Produkte an. Was bleibt denn da Besonderes für die alternativen Banken?

Nachhaltigkeitsbanken finanzieren ausschließlich den positiven Wandel der Gesellschaft und haben strikte Ausschlusskriterien für die Kreditvergabe. Sie vergeben Kredite nur an Unternehmen, Institutionen und Projekte, die zu einer nachhaltigeren Gesellschaft und Umwelt beitragen. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, dass nachhaltige Banken transparent agieren. So können zum Beispiel Kunden der Triodos Bank auf den Webseiten der Banken sehen, wo ihre Einlagen investiert werden. Sie sehen direkt, was ihr Geld bewirkt. Das ist ein Faktor, der vielen Kunden zunehmend wichtiger wird. Es werden eben keine Geschäfte nebenher zum Beispiel mit der Kohle- oder Rüstungsindustrie gemacht.

Warum fehlen Akteure wie die Ethikbank auf der Fair Finance Week? Gibt es Ärger in der Branche?

Diese Veranstaltung wird von einem Netzwerk von Banken und Finanzorganisationen sowie Vertretern der Zivilgesellschaft am Finanzplatz Frankfurt organisiert, dem Fair Finance Network. Die Kooperation hat ihren Ursprung in einem Arbeitskreis, der im Rahmen der Bewerbung der Stadt Frankfurt für den Titel „Hauptstadt des Fairen Handels“ 2012 bis 2013 diverse öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführte. Daher handelt es sich um eine regionale Veranstaltung.

Mit etwa 300.000 Kunden sind die alternativen Banken recht kleine Spieler. Haben sie nur als Nischenanbieter eine Zukunft?

Noch sind nachhaltige Banken Nischenanbieter, aber sie haben ein großes Verbreitungspotenzial. Sie wachsen schon jetzt überdurchschnittlich stark, verglichen mit der Bankenbranche. Dieser Trend setzt sich seit der Finanzkrise vor gut acht Jahren fast unverändert fort. Es zeigt: Mehr und mehr Menschen wollen verantwortungsvolle Banken.

Seit Kurzem sind die Banken verpflichtet, ihren Kunden beim Kontowechsel zu helfen. Profitieren „grüne“ Banken schon davon?

Hier kann ich nur für die Triodos Bank sprechen, aber bei uns hat sich die Gesetzesänderung im September deutlich bemerkbar gemacht. Wir bekommen seitdem deutlich mehr Anfragen von Menschen, die bei uns ein Konto eröffnen möchten.

InterviewHermannus Pfeiffer