Kurzkritik: Jan-Paul Koopmann über „Puppenfantasien“
: Gut gefragt statt nur belehrt

Metapher am Faden: Puppenfantasien Foto: Benjamin Eichler

Konservative hatten es zuletzt doch schwer auf dieser Welt: Frauen lassen sich straffrei von ihren Männern scheiden, Kinder dürfen lange nicht mehr geprügelt werden – und die Jugend von heute, die vögelt unverheiratet in der Gegend herum und filmt sich dabei noch fürs Internet. Da ist die Schmerzgrenze dann aber auch erreicht: Emanzipation lässt sich ja zähneknirschend noch irgendwie aushalten, aber bei der „Generation Porno“ ist Schluss. Da werden mindestens Bücher geschrieben, die mal mehr und mal weniger geifernd „besorgt“ sind.

Theaterpädagogin Isabelle Heyne hat so eins – nein, nicht geschrieben – aber doch gelesen, weitergedacht und das Thema auf die Bühne gebracht. Dass in ihrer Performance „Puppenfantasien“ von dem grässlichen Buch nicht mehr viel bleibt, ist der erste Grund zur Freude.

Es hätte auch nicht gelohnt. Einmal lesen die Performerinnen Olga Bauer und Shalün Schmidt Zitate daraus vor, doch die landen dann auch geknüllt in der Ecke. Als einer von vielen Faktoren jugendlicher Entwicklung.

Ohne Moralkeule, aber auch frei von Häme gegenüber den Besorgten reiht sich das ein in ein komplexes Spiel der Zuschreibungen. Irgendwo zwischen Castingshow, Youporn und Kinderzimmer projizieren die beiden ihr werdendes Ich aufeinander, werden mal mit Zwang zur Puppe gemacht, wollen dann wieder selbst eine sein, dann aber doch lieber Mensch.

Das dreht sich notwendigerweise im Kreis und kann nicht mehr sein als ein Versuch. Macht aber nichts: Antworten haben andere ja bereits mehr als genug gegeben.

Samstag, 20 Uhr, Schlachthof