5 Dinge, die wir bei der US-Wahl gelernt haben

Lektionen

1. Der American Dream lebt fort

Man kann in den Vereinigten Staaten vom Tellerwäsch… äh Immobilienverkäufer zum Präsidenten werden. Der langwierige Aufstieg vom Schatzmeister im Ortsverein einer Partei über zig Stationen in Kleinstparlamenten, Bürgerforen und Partei-Spargelessen bis nach ganz oben ist nicht nötig. Attraktiv für Seiteneinsteiger.

2. Der Bausatz für Sieger­reden ist sehr klein

Selbst der größte „Hassprediger“, wie Frank-Walter Steinmeier Trump im Wahlkampf um das Amt des US-Präsidenten genannt hat, wird im Moment des Sieges ganz zahm. Das Versprechen, er werde „Präsident für alle Amerikaner“ sein, fehlte nicht. Sollte schon die Erwartung des baldigen Amtsantritts Trump verwandelt haben oder ist das, was man zu solch einem Anlass sagt, eh nur Floskel? Und wenn nicht: Wen genau meint er mit „Amerikaner“?

3. Die Demoskopie steckt in der Krise

Auf Wahlprognosen kann man sich nicht mehr verlassen. Es konnte passieren, dass man mit dem Gefühl ins Bett ging, Hillary Clinton werde die Wahl gewinnen – und am Morgen war Trump president elect. Schuld sind nur die Demoskopen, die uns schon in der Brexit-Nacht fertig gemacht haben. Aber: Sie können es erklären. Denn sie arbeiten mit Modellen, die auf Daten aus der Vergangenheit gespeist werden. Und wenn die Weltlage zu komplex ist, dann greifen sie eben nicht mehr. Den Typus des „wahrscheinlichen Wählers“, auf den Demoskopen bauen müssen, es gibt ihn immer seltener.

4. Hillary Clinton hat doch gewonnen

Zumindest hat Bills Frau, die Ex-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten und künftige elder stateswoman, mehr Wählerstimmen bekommen als Trump. Wie damals, im Jahr 2000, Al Gore gegenüber George W. Bush. Aber dieses seltsame Wahlsystem in den USA ignoriert an der Stelle den Wählerwillen. Denn es kommt auf die Anzahl der Wahlmännerstimmen an. Und die sind je nach Bundesstaat unterschiedlich hoch. Wer einen Staat gewinnt – egal wie knapp das Ergebnis ausfällt –, bekommt sie alle.

5. President Obama, we’ll miss you

Man muss kein Amerikaner sein, um diesen Mann zu vermissen. Schon jetzt. Für seinen lässigen Gang, diese wahnsinnig berührende Stimme, seine wunderbare Familie, seine Frau, die im Garten des Weißen Hauses ein Gemüsebeet angelegt hat, das Versprechen, die Welt besser zu machen – auch wenn das nicht bei allen Themen so richtig gut gelungen sein mag. Aber, na ja, er hatte auch einen ziemlichen Scherbenhaufen übernommen von Double-U. Am Wahlabend hatte er noch gesagt, auch am nächsten Morgen werde die Sonne wieder auf­gehen. Und so war es dann tatsächlich auch. Ein vorweggenommener Trost. Auf Wiedersehen! Felix Zimmermann