„Das Hoffen ist ein Irrweg“

Über Unternehmen als Entwicklungshelfer

■ 50, ist Leiter des Europa-Büros der Organisation Global Policy Forum in Bonn. Er ist Diplom-Volkswirt und freiberuflicher Autor.

taz: Herr Martens, Sie haben die Zusammenarbeit von Entwicklungshilfe und der deutschen Wirtschaft untersucht. Worum ging es dabei genau?

Jens Martens: Der Entwicklungsminister Dirk Niebel betont, dass es eine gute Sache sei, wenn deutsche Wirtschaftsunternehmen in die Entwicklungspolitik einbezogen werden. Wir haben uns angeschaut, ob diese Partnerschaften funktionieren. Ob die Hilfe dort ankommt, wo die Länder sie am nötigsten haben – also im Bildungs- oder Gesundheitsbereich in den ärmsten Ländern.

Und, funktioniert das?

Nein, so pauschal nicht. Deutsche Unternehmen interessieren sich, was nicht verwundert, eher für Investitionen in Infrastruktur und Produktion als etwa für den Bau von Schulen. Unsere Studie belegt, dass das Hoffen der Entwicklungspolitik auf die Wirtschaft ein Irrweg ist.

Was wäre eine solche Fehlentwicklung?

Da gibt es das Beispiel eines gemeinsamen Investmentfonds von Entwicklungsministerium und Deutscher Bank. Er finanziert etwa eine Farm in Sambia. Die Farm produziert vor allem Mais, Soja und Weizen für den Export. Davon haben die Menschen in der Region nichts. Vom Ministerium heißt es, dass es mit dem Projekt Arbeitsplätze schaffen will. Doch dort arbeiten nicht mehr als 20 Menschen. Denn die Landwirtschaft ist hochtechnisiert.

Wie kann so etwas verhindert werden?

Die Entwicklungspolitik muss vorab unabhängig prüfen lassen, ob solche Projekte den Ländern tatsächlich helfen.INTERVIEW: KLU

„Freies Unternehmertum weltweit – der Königsweg?“, Diskussion: 19.30 Uhr, W 3 – Werkstatt für internationale Kultur und Politik, Nernstweg 32–34