Sechs, setzen

Schule II In der Bürgerschaftsdebatte um schlechte Leistungen der Bremer SchülerInnen herrschte vor allem Ratlosigkeit: alle Parteien wollen etwas anderes

„Wir sind auf einem guten Weg. Irgendwann wird es besser sein“

Frank Pietrzok, Staatsrat für Bildung

Nur in einem Punkt waren sich alle Fraktionen der Bürgerschaft einig: „Mit einem solchen Ergebnis kann man nicht zufrieden sein.“ Gesagt hatte das SPD-Bildungs-Staatsrat Frank Pietrzok in der aktuellen Stunde. Es ging um die mal wieder desaströsen Zahlen des Instituts für Qualitätssicherung im Bildungswesen (IQB), deren Auswertungen von Schularbeiten ergaben, dass Bremen noch immer die bundesweit schlechteste Bildung hat.

Nicht nur SchülerInnen mit Migrationshintergrund schneiden deutlich schlechter ab als in allen anderen Bundesländern. Bei SchülerInnen ohne Migrationshintergrund sind die Unterschiede zu anderen Ländern noch deutlicher: In Hamburg etwa liegen die getesteten Neuntklässler deutlich über dem Bundesdurchschnitt – sogar noch vor dem Erstplatzierten Sachsen. Bremen dagegen ist das einzige Bundesland, in dem die SchülerInnen ohne familiären Migrationshintergrund unter dem Bundesdurchschnitt aller SchülerInnen liegen und das signifikant, wie die Statistiker sagen. Insbesondere in den durchgängigen Gymnasien sind die Leistungen im Leseverständnis gesunken.

Bremen muss mehr Geld für Bildung investieren, auch in diesem Punkt gab es zumindest noch Konsens unter den Abgeordneten der Bürgerschaft. Derzeit liegen die Ausgaben für Bildung in Bremen unter denen anderer Bundesländer.

Bei der Frage, wo man investieren solle, gehen die Meinungen auseinander. Besonders schlecht sind die Ergebnisse für die Tests im Fach Deutsch bei Kindern mit Migrationshintergrund. Der SPD-Bildungspolitiker Mustafa Güngör schlug vor, in Grundschul-Klassen, in denen die Sprachkenntnisse extrem schlecht sind, eine Lehrer-Doppelbesetzung zu finanzieren.

Matthias Güldner (Grüne) erklärte hingegen, es gehe auch um die „Haltung zur Frage der Leistungserbringung“. Er sagte mit Blick in Richtung der Linken, dass man auch bei SchülerInnen mit Migrationshintergrund nicht immer alles nur verständnisvoll rechtfertigen dürfe, sondern von ihnen eine positive Haltung zur Leistungserbringung einfordern müsse.

Kristina Vogt von der Linken wehrte sich vehement und wies darauf hin, dass es unter den SchülerInnen mit Migrationshintergrund sehr große Unterschiede gebe, in manchen Communitys werde ein großer Wert auf Bildung gelegt. Julie Kohlrausch von der FDP sprach sich demgegenüber dafür aus, ein Bremerhavener Modell zu kopieren, das unter dem Begriff „Talentpool“ besonders begabte und leistungswillige SchülerInnen fördert.

Laut Staatsrat Pietrzok ist ein Problem, dass die Schulbehörde nicht wisse, was konkret im Unterricht läuft – sie kommuniziere nur mit den Schulleitungen. Helfen könne da möglicherweise das Hamburger Modell des „Monitorings“. Dort überwache die Schulaufsicht die Ergebnisse einzelner Klassen. Trotz allem bleibt Staatsrat Pietrzok optimistisch: „Wir sind auf einem guten Weg, irgendwann wird es besser sein.“ kawe