Bahn will Telefonprobleme im ICE bis 2018 abstellen

Schiene Staatskonzern will mehr Verstärker ein- bauen. Börsengang von Tochterfirmen abgesagt

Bahnchef Grube: „Wenn die Leitung zusammenbricht …“ Foto: dpa

BERLIN dpa | Abgebrochene Telefonate soll es im ICE bald nicht mehr geben. „2018 wird die Telefonie kein Problem mehr sein“, kündigte Vorstandschef Rüdiger Grube an. Die Züge erhalten bis dahin neue Verstärker. Ohne diese „Repeater“ geht es nicht, weil die Karosserie der Züge kaum Mobilfunksignale durchlässt. „In den Zügen, die wir jetzt umgerüstet haben, ist es um den Faktor zehn besser geworden“, sagte Grube. „Die Leitungen sind stabil. Auch wenn Sie mit 250 km/h durch einen Tunnel oder durch dünn besiedelte Gegenden fahren – vorausgesetzt, die Mobilfunkabdeckung stimmt.“ Hier arbeiteten die Anbieter an Verbesserungen. „Heute lautet der erste Satz eines Telefonats häufig: ‚Hallo, ich bin im Zug. Wenn die Leitung zusammenbricht, rufe ich zurück‘“, so Grube.

Er bekräftigte, zum Jahreswechsel auch die zweite Klasse im ICE mit kostenlosem WLAN auszustatten. „Wir werden am 1. Januar 2017 in allen ICE-Zügen WLAN haben, und zwar in einer deutlich besseren Qualität. Das verspreche ich Ihnen.“ Von einem bestimmten Volumen an wird die Geschwindigkeit aber gedrosselt. „Wenn Sie die gleiche hohe Geschwindigkeit beibehalten wollen, dann müssen Sie entsprechend bezahlen“, ergänzte Grube, ohne Beträge oder Datenmengen zu nennen. „Für das übliche Arbeiten und Kommunizieren reicht das kostenlose Datenvolumen aber völlig aus.“

Von Februar an sollen Fahrgäste über das ICE-Portal auf Angebote der Online-Videothek Maxdome zugreifen können. Grube: „Diese kostenlos verfügbaren Filme und Serien belasten nicht das Datenkontingent unserer Fahrgäste, sondern liegen auf einem Server im Zug.“

Anders als im Fernverkehr, den die Bahn auf eigene Kosten betreibt, hängt ein WLAN-Angebot in Regionalzügen davon ab, ob die Bundesländer oder die Verkehrsverbünde es bestellen. Grube sagte, er sei mit Bestellern und Mobilfunkanbietern im Gespräch, um „baldmöglichst“ WLAN auch in Regionalzüge zu bringen. „WLAN im Zug ist für viele Kunden mittlerweile so wichtig wie die Toilette.“

Brexit: kein Aktienverkauf

Die Bahn will ihre Konzerntöchter Arriva und Schenker nun vorerst doch nicht an die Börse bringen. Der Vorstand werde dem Aufsichtsrat bei der Sitzung am 14. Dezember sagen, „dass wir auf Basis der aktuellen Einschätzung einen Börsengang nicht empfehlen können“, so Grube. Hintergrund des Kursschwenks ist das Votum der Briten für einen EU-Austritt ihres Landes. „Durch den Brexit hat sich die Welt leider grundlegend verändert“, sagte Grube und verwies auf die Abwertung des britischen Pfunds. „Wir würden also Geld aus dem Fenster werfen“.

„WLAN im Zug ist für viele Kunden mittlerweile so wichtig wie die Toilette“, so Grube

Die Bahn wollte bis zu 45 Prozent ihrer britischen Tochter Arriva an die Londoner Börse bringen. Zusammen mit dem Teilverkauf der internationalen Logistiksparte Schenker sollte das zusätzliche 4,5 Milliarden Euro für ein groß angelegtes Investitionsprogramm einbringen.

Bundesverkehrsminister Ale­xander Dobrindt (CSU) unterstützte Grubes Brexit-Argument. Zudem senke die jüngst angekündigte Finanzspritze des Bundes für die Bahn den Druck, zusätzliche Einnahmen zu erzielen.