„Rolling Stone“ schuldig

USADie Story über
eine angebliche Vergewaltigung könnte für das Heft teuer enden

Ein Geschworenengericht in Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia hat die Zeitschrift Rolling Stone, ihren Herausgeber und eine Reporterin in einem Verleumdungsprozess schuldig gesprochen. Die zehn Geschworenen gaben einer Verwaltungsangestellten der Universität von Virginia recht, die das Medienhaus wegen eines Artikels über eine Gruppenvergewaltigung im Haus einer Studentenverbindung auf Zahlung von 7,5 Millionen Dollar (6,8 Millionen Euro) verklagt hatte.

Die Unimitarbeiterin hatte geltend gemacht, in dem Artikel vom November 2014 sei fälschlicherweise behauptet worden, sie habe das vermeintliche Vergewaltigungsopfer „Jackie“ (dieses Pseudonym wurde im Text verwendet) davon abgehalten, den Vorfall der Polizei zu melden. Die Anwälte des Magazins erklärten, es gebe keine Beweise dafür, dass die Journalistin gewusst habe, dass die Angaben über die Administratorin in ihrem Artikel falsch waren oder sie Zweifel an ihrem Wahrheitsgehalt gehabt habe. Die Anwälte räumten aber Fehler ein. In einer Stellungnahme entschuldigte sich der Rolling Stone.

Der Artikel über die angebliche Vergewaltigung und die Reaktion der Administratorin lösten landesweit Proteste aus. Die Administratorin erhielt Hunderte wütende Briefe und E-Mails, in denen sie unter anderem als „Vergewaltigungsdekanin“ beschimpft wurde.

Zweifel an dem Artikel kamen auf, als er von anderen Medien hinterfragt wurde. Die Polizei fand keine Beweise für Jackies Geschichte. Der Rolling Stone zog den Artikel im April 2015 zurück, entfernte ihn von seiner Webseite und ließ die eigene Arbeit von der Journalismusfakultät der New Yorker Columbia-Universität untersuchen, die den MacherInnen grobe Fehler bescheinigten.

Über die Höhe der Entschädigung entscheiden die Geschworenen zu einem späteren Zeitpunkt. (ap)