5 Dinge, die wir im US-Wahlkampf gelernt haben

Lektionen

1. Ein FBI-Chef kann Wahlen drehen

Noch vor zwei Wochen führte Hillary Clinton in den Umfragen gegen Donald Trump haushoch. Aber seit am vergangenen Freitag FBI-Chef James Comey in einem Brief an den Kongress erläuterte, es gäbe da weitere E-Mails von Clintons Privatserver, die erneut untersucht würden, befindet sich Clinton im freien Fall. Mit Stand Freitagnachmittag liegt sie im Umfragedurchschnitt nur noch um 1,7 Prozentpunkte vor Donald Trump. Und das FBI legte nach: Auch über laufende Untersuchungen gegen die Clinton Foundation, die Stiftung der Clinton-Familie, berichteten FBI-Quellen gegenüber US-Medien. Substanz: null. Schaden für Clinton: maximal.

2. Trump kann Michael Moore missbrauchen

Der linksliberale Filmemacher Michael Moore schien plötzlich Werbung für den republikanischen Kandidaten zu machen: In einem mehrminütigen Video, aufgenommen bei einem Auftritt in Ohio, erläutert Moore, wie sehr Trumps Kandidatur jenen wirtschaftlich Abgerutschten in den Rust-Belt-Staaten aus der Seele spricht. „Trumps Wahl wird das größte ‚Fuck you!‘ der Menschheitsgeschichte sein, und es wird sich einfach gut anfühlen!“, rief Moore – und an dieser Stelle endet der Clip, den Trump per Twitter in die Welt schickte. Moores Rede ging aber mit den Worten weiter: „… für ungefähr einen Tag.“ Um dann zu erklären, dass Trump natürlich überhaupt nichts für diese Leute tun wird und warum Clinton unbedingt Präsidentin werden muss. Gotcha!

3. Susan Sarandon will kein kleineres Übel

Schauspielerin Susan Sarandon will Hillary Clinton nicht wählen. Ja, Clinton sei eine Frau, aber sie wähle ja nicht mit ihrer Vagina, sagte die 70-jährige am Mittwoch auf „BBC Tonight“. Man habe ja überhaupt nur deshalb diese schreckliche Auswahl, weil alle viel zu lange immer wieder „das kleinere Übel“ gewählt hätten. Sie will für die Grüne Jill Stein stimmen.

4. Der Kongress wird republikanisch bleiben

Vor einem Monat, als Clinton nach der Veröffentlichung der Trump-Tonbänder („Grab her by the pussy“) ganz obenauf war, sah es nicht nur wie ein Erdrutschsieg bei den Präsidentschaftswahlen aus, auch die Übernahme des Senats durch die Demokraten schien ausgemachte Sache, und selbst das republikanische Repräsentantenhaus schien zu wackeln. Vorbei. Gewinnt Clinton, regiert sie gegen den Kongress.

5. Im Schatten des Wahlkampfs geht alles

Ohne großen öffentlichen Aufschrei geht die hochaufgerüstete Polizei in North Dakota weiter überaus brutal gegen jene US-Ureinwohner vor, die dort seit vielen Wochen friedlich gegen die North Dakota Access Pipeline demonstrieren. Hunderte wurden festgenommen, Dutzende mit Gummigeschossen und Pfefferspray verletzt. Die Proteste gehen dennoch weiter. Bernd Pickert