Zu Besuch am Bosporus

Um Hamburgs Beziehungen zu Ankara auszubauen, reist die Zweite Bürgermeisterin in die Türkei. SPD pocht auf Dialog über Islam und Kooperation bei Imamen-Ausbildung

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, Birgit Schnieber-Jastram (CDU) bricht heute zu einer einwöchigen Reise in die Türkei auf. Sie will in Istanbul, der Hauptstadt Ankara, dem religiösen Zentrum Konya und in Antalya mit Vertretern staatlicher Stellen und privater Organisationen über die Themen Integration und Soziales und die Belange von Frauen sprechen.

In Hamburg leben rund 60.000 türkische Staatsbürger und etwa 30.000 türkischstämmige Deutsche. „Entsprechend wichtig ist es“, so Schnieber-Jastram, „sich einen Eindruck von ihren Wurzeln“ zu machen sowie Kontakte zu schaffen und zu pflegen, die ihre Integration förderten. Während ihrer Reise, die in den Fasten-Monat Ramadan fällt, ist unter anderem ein Gespräch mit dem Minister für im Ausland lebende Türken, Mehmet Aydin, vorgesehen.

Auf dem Reiseplan stehen zudem Treffen mit türkischen Frauenorganisationen. Ein wichtiges Thema dabei sei für Schnieber-Jastram häusliche Gewalt, sagte ihre Sprecherin Katja Havemeister. Auch wolle die Sozialsenatorin über den Ausbau des Jugendaustausches sprechen. Dieser sei „ein wichtiges Instrument, um Kulturen miteinander bekannt zu machen“.

Laut Havemeister begrüßt die CDU-Politikerin die diese Woche von der EU beschlossenen Beitrittsverhandlungen mit Ankara. „Aus Sicht der Bürgermeisterin ist das für Europa gut“, so Havemeister. Es sei aber zu früh, um zu wissen, ob ein Beitritt der Türkei „sinnvoll und möglich ist“.

Schnieber-Jastram reist mit einer Delegation, zu der Aygül Özkan von der Arbeitsgemeinschaft türkischer Unternehmer und Existenzgründer, Annemarie Reck-Zimmermann von der Caritas und Nihat Ercan von der türkischen Gemeinde gehören sowie die CDU-Abgeordnete Bettina Machaczek und Aydan Özoguz von der SPD-Fraktion.

Özoguz sagte, sie setze vor allem in die Treffen mit Frauenorganisationen hohe Erwartungen. Der Besuch „guter Projekte, wie sie in vielen Dörfern der Türkei zur Modernisierung und Besserstellung der Frau angewandt werden, kann uns für die richtige Ansprache türkischer Frauen in Deutschland sensibilisieren“.

Die SPD-Abgeordnete lobte den Plan, den Minister und Theologen Aydin zu treffen und das Präsidium für Religionsfragen zu besuchen. In Deutschland sei „sehr viel Aufklärung über den Islam nötig“, so Özoguz: „Es muss deutlicher als bisher erklärt werden, dass man fromme Muslime nicht mit fanatischen Fundamentalisten gleichsetzen darf.“

Zugleich bekräftigte sie ihre Forderung nach einer Imam-Ausbildung in Hamburg in Kooperation mit der Türkei. Generell, kritisierte sie, spreche der CDU-Senat nicht genug mit der türkischen Gemeinde. „Der Senat geht nie in Moscheen“, rügte Özoguz, „er meidet das Thema Islam.“ Eva Weikert