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Kunstvoll gefertigte Leckereien mit Stil

WIRTSCHAFT Zwei Kommunikationsstudenten stellen nachhaltige Süßwaren her. Das klappt ganz gut

„Wir backen mit hochwertigen, regionalen Zutaten“

Isabel Eschenweck

Vor zwei Jahren in England erlitten zwei Studierende der Kommunikationswissenschaft bei der Verkostung angelsächsischer Süßwaren eine folgenschwere Bewusstseinserweiterung: Abseits der deutschen Kuchen- und Tortenvariationen entdeckten Isabel Eschenweck und Benjamin Hoffmeier kunstvoll gefertigte Cupcakes und Cake Pops, also Kuchen in Tassenform und Kuchen am Stil. Zwar gab es die auch schon in Deutschland, aber nur in der amerikanischen Variante: „quietschbunt und extrem ungesund“, berichtet die 26-jährige Isabel Eschenweck. Statt Kuvertüre und Kakaobuttermasse dominieren dabei Zucker und Fettglasur.

„Danach hatten wir während unseres Studiums immer gesucht: Etwas, was uns so richtig begeistert“, so Eschenweck über die anfängliche Euphorie. Man merkt ihr an, dass diese bis heute anhält. Denn zurück in Berlin, rollten, bestielten, garnierten und backten die bis dato lediglich interessierten Laien Eschenweck und Hoffmeier wochenlang Probe, verfütterten überschüssige Backmischungen an Familie und Freunde. Bis ihnen klar war: „Das ist es! Wir backen Cupcakes und Cake Pops, und zwar mit hochwertigen regionalen Zutaten, ohne künstliche Farbstoffe und Aromen.“ Die Idee zur Cremetörtchenmanufaktur „Ben und Bellchen“ war geboren.

Doch so einfach ist die Selbstständigkeit nicht. Denn dafür braucht es in der Backbranche einen Meisterbrief – den hat bis heute keiner der beiden. „Ausnahmebewilligung“ heißt das Zauberwort, auch im streng regulierten Konditoreihandwerk. Um sie von der Bäckereiinnung zu bekommen, besuchte Eschenweck Seminare, legte Prüfungen ab, backte vor. Mit Erfolg. Seit gut einem Jahr vertreiben Ben & Bellchen ihre Backwaren bundesweit. Größter Abnehmer ist ein Hamburger Feinkostgeschäft, das jeden Monat ein Viertel der rund 1.000 handgefertigten Backwaren ordert. Auch in ausgesuchten Berliner Läden gibt es sie.

Der in Berlin-Frohnau ansässige Kleinbetrieb ist in Hoffmeiers Elternhaus untergebracht. Kosten für Miete fallen also nicht an, sagt Eschenweck. Die technische Ausrüstung der Backstube – Quirl, Kuvertürebecken, Backofen – wurde komplett gebraucht gekauft. „Zur Weihnachtszeit verdreifacht sich die Nachfrage“, berichtet Isabel Eschenweck. Nicht selten rotieren sie, Hoffmeier und zwei Aushilfen dann täglich bis zu 16 Stunden zwischen Backofen, Quirl und Kuvertürebecken. Trotzdem wollen Ben & Bellchen erst mal nicht umziehen.

Ganz gelöst aus der akademischen Welt hat sich Isabel Eschenweck nicht. Ihre Masterarbeit, die sie an der Technischen Universität Berlin verfasst, wird sich um Marketing in der Süßwarenbranche drehen. JÖRG KÖSTERS

■ Am Sonntag sind Ben & Bellchen auf dem Naschmarkt in Kreuzbergs Markthalle 9. Dort präsentieren noch weitere 40 Unternehmen aus der Region (süße) Leckereien

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